Familienserie
Der Immenhof, ein schleswig-holsteinisches Reitergestüt, wird versteigert. Gräfin Bantz, die langjährige Besitzerin, muß sich jetzt mit veränderten Lebensumständen abfinden. Sie bekommt zwar ein Wohnrecht auf Lebenszeit, aber Stefan und Hanna Christiansen, die neuen Besitzer, bestimmen von nun an das Leben auf dem Immenhof. Sie sind aus ihrem früheren Berufsleben ausgestiegen und erfüllen sich jetzt ihren Traum vom Leben auf dem Lande. Ausgestiegen ist auch Peter Stahl, genannt PS, der für die Christiansens das Landgut erworben hat. Er wohnt in einem kleinen Häuschen am See, in dem er sich von seinem Herzinfarkt erholt.
Und dann sind da noch Timmi, Peter und die Mädchen, die auf dem Immenhof reiten und sich mit Hingabe um die Pferde kümmern. Der Immenhof der neunziger Jahre ist weder ein Remake noch eine Fortsetzung der alten Heimatfilme gleichen Titels mit Angelika Meisner, Margarete Hagen, Heidi Brühl, Olga Tschechova und Horst Janson in den Hauptrollen (siehe Spielfilmaufstellung), sondern eine eigenständige Verfilmung.
aus: Der neue Serienguide
Der Immenhof - das waren die Zwillinge Dick und Dalli, die Gutsbesitzerin Oma Jantzen und die geliebten Ponys. 1955 startete die erfolgreiche Heimatfilm-Reihe mit "Die Mädels vom Immenhof", die bis in die siebziger Jahre fortgesetzt wurde. Von Anfang an dabei: Heidi Brühl, die über Nacht zum Publikumsliebling avancierte.
Heidi Brühl war es auch, die die Idee für eine Fortsetzung hatte - mit sich selbst in der Hauptrolle. Nach ihrem Tod 1991 wurde lange nach einem Drehbuch gesucht. Schließlich engagierte man die Autorin Brigitte Blobel, die sich eher mit erotischer Literatur einen Namen gemacht hat. "Ich war entsetzt von der Idee, die Fortsetzung des kitschigen Immenhofes zu schreiben", gesteht sie, "aber es war eine Herausforderung für mich, die Erwartungen der Zuschauer zu erfüllen und trotzdem etwas neues zu bieten. Der neue Immenhof hat aber mit dem alten nur den Namen gemein."
Das stimmt nicht ganz - schöne Landschafts- und Pferdeaufnahmen, sentimentale Histörchen - das gibt es auch im neuen Immenhof. So zum Beispiel um die langjährige Besitzerin Gräfin Bantz (Ufa-Star Anneliese Uhlig), die jetzt aus finanziellen Gründen das Gut verlassen muß.
Doch dies knüpft nicht einfach an alte Immenhof-Filme an, sondern ist eine neue Geschichte. Auch die Schauspieler haben mit dem Klassiker nichts mehr zu tun. Der Immenhof der Neunziger: "Das Moderne ist, daß nicht alle glücklich sind, ihre Schafe hüten und die Katzen kraulen", sagt Autorin Blobel. Auch aktuelle Themen werden nicht ausgeklammert: Umweltprobleme und Tierquälerei machen vor den Toren des Immenhofes nicht halt. Die Botschaft der Blobel: "Eine Heimatfilm-Idylle - und ein Happy-End - gibt es nicht."
(Hörzu 1/1994, S. 8)