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Der 11-jährige Marcus Bowa (Benjamin Stockham, l.) und sein neuer bester Kumpel Will Freeman (David Walton).
Der 11-jährige Marcus Bowa (Benjamin Stockham, l.) und sein neuer bester Kumpel Will Freeman (David Walton).


Von den diversen Nick-Hornby-Verfilmungen ist "About a Boy" die erfolgreichste. Die Umsetzung des gleichnamigen Romans von 1998, Hornbys dritter, rangiert noch vor "High Fidelity" und den beiden "Fever Pitch"-Filmen, von denen die US-Version sogar als gescheitert gilt. Auch die jüngste Hornby-Umsetzung, "A Long Way Down", kann wenig überzeugen. Wenn nun also  "About a Boy", dieses tragikomische Schmuckstück von Film mit seinem Badly-Drawn-Boy-Soundtrack, nach wie vor als Nonplusultra in Sachen Bewegtbild-Hornby gilt, kann man zu zwei Schlüssen kommen: Eine Neuauflage im Fernsehen ist vollkommen unnötig. Oder: Wenn schon ein Remake, dann genau davon.

Jason Katims ist vor allem bekannt als Autor, Produzent und Regisseur von  "Friday Night Lights" und  "Parenthood", zwei Serien also, die ebenfalls filmische Vorgänger hatten: "Friday Night Lights" basiert lose auf dem gleichnamigen Film mit Billy Bob Thornton, "Parenthood" noch loser auf einer Steve-Martin-Komödie. Man darf dem Mann also zutrauen, auch einem 'Oscar'-nominierten Erfolgsfilm wie "About a Boy" neue Facetten abgewinnen zu können.

Katims jedenfalls hievte die Hornby-Erzählung nun als Single-Camera-Comedyserie ins NBC-Programm, verlegte den Schauplatz von London nach San Francisco (das hier ganz anders rüberkommt als in HBOs  "Looking"), und in den Hauptrollen besetzte er gezielt Sympathen: David Walton übernahm den Hugh-Grant-Part. Man kennt den Mann bei uns noch kaum, da es die Serien, in denen er bislang dabei war ( "Perfect Couples",  "Bent"), selten über ein paar Folgen hinausbrachten. Er spielt nun Will Freeman - der Name ist Programm -, einen Luftikus, der von den Tantiemen eines einzigen erfolgreichen Weihnachtsliedes sorglos leben kann, sich weder an Frau noch Kinder binden möchte und sich lieber auf Videospiele, ausgefallene Bagels und One-Night-Stands konzentriert. Zum Glück verfügt er zu diesem Zweck über ein hinreichend attraktives Aussehen: Walton bringt dafür nicht nur die entsprechende Physis zwischen Dressman und Kumpel mit, er überrascht auch mit hervorragendem komödiantischem Timing. Nebenan zieht Fiona Bowa ein, eine alleinerziehende Veganerin mit dem festen Vorsatz, in Frisco endlich glücklich zu werden. Im Film wurde die nicht sofort zur Sympathiefigur taugende Fiona von der stets leicht überspannt wirkenden Toni Collette gespielt, in der Serie nun verkörpert Minnie Driver die Rolle. Eine Schauspielerin, die in mal mit Filmen wie "Good Will Hunting" an der Schwelle zum Star stand, dann in der Versenkung verschwand und erst durch die FX-Dramedy  "The Riches" wieder von sich reden machte. Ganz großartig ist der 13-jährige Benjamin Stockham (nach Serienhauptrollen in  "Sons of Tucson" oder  "1600 Penn" längst ein Profi) als Fionas nerdiger Sohn Marcus, der unter den strengen Lebensroutinen seiner Mutter leidet und zum unwahrscheinlichen Freund des Hallodri-Nachbarn wird: Stockham ist kein Werbespot-Goldjunge, sondern genau der "verstörend blasse", teigige Sonderling im hässlichen Strickpullover, als den ihn der Roman beschreibt. Damit ist er idealer besetzt als der spätere  "Skins"-Star Nicholas Hoult, der Marcus im Kinofilm sein feines Gesicht verlieh. Es ist ein kleines Kunststück, diese Figur sympathisch zwischen nervtötend und verletzlich anzusiedeln: Stockham gelingt dies. Wills bester Kumpel Andy (Comedian Al Madrigal), inzwischen treu sorgender Familienvater, und dessen grimmige Frau Laurie (Annie Mumolo) komplettieren den Cast als Komplementärfiguren zu Wills haltlosem Freeman-Leben.

Minnie Driver verkörpert Marcus' rigorose Mutter Fiona.
Minnie Driver verkörpert Marcus' rigorose Mutter Fiona.

Jason Katims überrascht damit, dass er die Pilotfolge zu einer Art Reader's Digest von Roman und Kinofilm kondensiert: Hornbys Story in 21 Minuten. Wir sehen Will, wie er in einer Selbsthilfegruppe für Alleinerziehende als vermeintlich treusorgender Single-Dad Frauen bezirzt. Wir erfahren, dass er von diesen dann nicht mehr möchte als Sex. Im Garten gerät er erstmals mit seiner in Lebensführungsdingen rigorosen Nachbarin Fiona aneinander. Aus der Antipathie zu deren Sohn Marcus wird überraschend schnell Kumpelei, und im Pilot-Finale hilft er dem Jungen dabei, bei einer Schul-Talentshow keinen "sozialen Selbstmord" zu begehen. Erstmals springt Will dabei über den Schatten des bloß Selbstdienlichen, erstmals übernimmt er Verantwortung. Die Entwicklungskurve, die Will im Roman mühsam abzuschreiten hat, dauert hier nur eine Folge lang. Wer also vermutete, NBC wolle die Romanhandlung in Serienform über möglicherweise mehrere Staffeln strecken, liegt schon einmal falsch.

Katims' Konzept sieht nämlich anders aus: Er scheint den Roman als Blaupause zu nehmen, um Folge für Folge aufs Neue von der unwahrscheinlichen Freundschaft zwischen Lebemann und Nerd-Knabe zu erzählen. Geht das dramaturgisch auf? US-Kritiker haben bemängelt, dass Will zu Beginn jeder Folge wieder jener rücksichtslose Hallodri ist, der dann erst eine Erfahrung machen muss, in der er Verantwortung übernimmt, bis dann in der nächsten Epsidoe wieder alles auf null gestellt wird. Vordergründig stimmt das: So soll Will in Folge zwei auf Marcus aufpassen, doch er nimmt ihn mit auf die mondäne Poolparty des Rappers Lil Jon und möchte jeden Eindruck vermeiden, er habe etwas mit dem bleichen Knirps zu tun - bis er ihm am Ende doch dabei hilft, die Angst vorm Fünfmeterturm zu verlieren. Und in Folge drei verhält sich Will besonders kindisch. Er lehnt sogar das Angebot Andys ab, Pate seines dritten Kindes zu werden - am Ende aber erweist er sich als einfühlsamer Babysitter.

Dramaturgisch grüßt also das Murmeltier, doch bei genauerer Betrachtung ist es dann eben doch nicht so, das in jeder Folge alles beim Alten beginnt: Die Freundschaft von Marcus und Will festigt sich, und auch das Verhältnis zu Fiona ändert sich - als die moralische Mutter mit Wills Hilfe bei einem Vorstellungsgespräch flunkernd ans Ziel gelangt. Man darf sogar sagen, dass die episodenweise Variation des Plot-Schemas "lasterhafter Typ lernt allmählich, Verantwortung zu übernehmen" glaubhafter ist als das einmalige Durchexerzieren dieser Erzählung im Roman oder Kinofilm, denn: Ist es nicht so im Leben? Kleine Schritte, Rückfälle, weitermachen und wieder abgleiten in alte Muster? Womöglich aber blieb Katims ohnehin nichts anderes übrig, um Hornbys Plot an die Konventionen einer Comedyserie anzupassen.

Die Änderungen, die er sonst noch vornimmt, sind jedenfalls enttäuschender, denn sie machen die Figuren flacher als nötig. Will zum Beispiel ist jetzt selbst der Komponist des Songs "Runaway Sleigh", von dessen Tantiemen er lebt. Die Romanfigur lebte noch von der Komposition des Vaters, konnte sich also noch nicht einmal auf eine einzige geglückte Lebensleistung berufen. Der Serien-Will wirkt so "tüchtiger" als noch die Grant-Figur. Auch Fiona wirkt glatter: Im Roman war sie depressiv, unternahm Selbstmordversuche. Verständlich zwar, dass das für eine Comedyserie zum bloßen Heulkrampf heruntergedimmt wurde - dem prekären Verhältnis von Will, Fiona und Marcus nimmt das trotzdem die Spitze. Abzuwarten bleibt noch, ob die anderen Figuren des Romans ihren Weg in die Serienerzählung finden werden - das Grunge-Girl Ellie als Bezugsperson für Marcus und die alleinerziehende Rachel, die Will in den Hafen der Beziehungszweisamkeit lotst -, oder ob es Katims bei seinem zentralen Figurentrio belässt, weil ihm das reicht für seine Variationen aufs Freundschaftsthema.

Die ersten Folgen halten jedenfalls gut bei Laune: Der Dialogwitz stimmt, die Darsteller harmonieren gut, und die Ausbeute an Gags ist hoch - nicht nur, wenn das geplagte Ehepaar Andy und Laurie eine unverhoffte, ungestörte Zweisamkeit nicht zum Sex nutzt, sondern zum  "Homeland"-Schauen. Hinzu kommt eine wunderschöne Titelsequenz, in der die Darsteller eine Mauer mit Plakaten behängen, auf denen ihre eigenen Namen stehen. Der emotionale Höhepunkt der dritten Folge besteht dann darin, dass Will einem kleinen Mädchen beim Toilettengang hilft, indem er ihm während des Ausscheidens "Pop! Goes the Weasel" vorsingt. Einer Serie, die das ohne Gross-Out und mit viel Charme fertigbringt, kann man doch gar nicht böse sein.

Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten drei Episoden von "About a Boy".

Meine Wertung: 3.5/5


Gian-Philip Andreas
© Alle Bilder: NBC


 

Über den Autor

Gian-Philip Andreas hat Kommunikationswissenschaft studiert und viel Zeit auf diversen Theaterbühnen verbracht. Seit 1997 schreibt er für Print und online vor allem über Film, Theater und Musik. Daneben arbeitet er als Sprecher (fürs Fernsehen) und freier Lektor (für Verlage). Für TV Wunschliste rezensiert er seit 2012 Serien. Die seiner Meinung nach beste jemals gedrehte Episode ist Twin Peaks S02E07 ("Lonely Souls") ­- gefolgt von The Sopranos S03E11 ("Pine Barrens"), The Simpsons S08E23 ("Homer's Enemy"), Mad Men S04E07 ("The Suitcase"), My So-Called Life S01E11 ("Life of Brian") und selbstredend Lindenstraße 507 ("Laufpass").

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