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Henry "Hank" Voight (Jason Begh, m.r.) und seine Intelligence Unit.
Henry "Hank" Voight (Jason Begh, m.r.) und seine Intelligence Unit.


Mit  "Chicago PD" versucht das US-Network NBC, an eigene erfolgreiche Polizeiserien der Vergangenheit anzuknüpfen. Der Sender hat einige Serien vorzuweisen, die das Genre mit innovativen Ansätzen weiterentwickelt haben. Angefangen bei  "Polizeirevier Hill Street", das 1981 erstmals eine Vielzahl parallel verlaufender Handlungsstränge miteinander verknüpfte, von denen nur manche nach 45 Minuten abgeschlossen wurden. 1999 kombinierte NBC in  "Third Watch" klassische Cop-Show-Elemente mit medical drama ? la  "Emergency Room" und Feuerwehraction. Zuletzt versuchte sich der Sender 2009 mit  "Southland" an einer ambitionierteren Serie über den Polizeialltag, brach allerdings bereits nach sechs Folgen ab, bevor der kleinere Kabelsender TNT sie weiterführte.

Nachdem NBC in der TV-Saison 2012/13 mit dem Feuerwehrdrama  "Chicago Fire" zumindest zufriedenstellenden Erfolg hatte, kam schnell die Idee eines Ablegers auf, der auf einem Polizeirevier spielen sollte. Die vorgesehenen Hauptfiguren wurden bereits in der ersten Staffel der Mutterserie eingeführt, unter anderem in einem so genannten Backdoor-Piloten. Die meisten davon wurden aber vor dem eigentlichen Produktionsbeginn des Spin-Offs wieder ausgetauscht. Einige der neuen Hauptfiguren waren dann schon in der zweiten "Chicago Fire"-Staffel zu sehen.

Nun also "Chicago PD": Von der ursprünglich angestrebten Gleichbehandlung von Streifenpolizisten und Kriminalbeamten ist nicht mehr viel geblieben, lediglich zwei Uniformierte tauchen, eher am Rande, in den ersten drei Folgen noch auf. Im Mittelpunkt steht hingegen eine Intelligence Unit, die sich mit schweren Verbrechen wie Drogenhandel, Mord und mafiösen Strukturen beschäftigt. Leiter dieser Einheit ist Sergeant Henry "Hank" Voight (Jason Beghe), ein zwielichtiger Cop, der es mit dem Gesetz nicht immer ganz so genau nimmt. Er wurde in der Mutterserie bereits als korrupt überführt, ist jetzt aber doch wieder im Dienst, weil er verdeckt Informationen für die interne Ermittlungsabteilung sammeln soll. Seine wahren Beweggründe bleiben vorerst im Halbdunkeln, jedoch deutet alles darauf hin, dass er im Grunde ein gutes Herz hat. Bestechungsgelder behält er etwa nicht selbst, sondern gibt sie einem jugendlichen Informanten, um ihm bei dessen Ausstieg aus dem kriminellen Milieu zu helfen. Vom Auftreten her erinnert Voight stark an Michael Chiklis' Vic Mackey aus  "The Shield", aber ihn so richtig korrupt zu zeichnen wie diesen, hat man sich im Mainstreamfernsehen dann wohl doch nicht getraut.

Attraktiver Blickfang im männerdominierten Einsatzteam: Sophia Bush als Erin Lindsay.
Attraktiver Blickfang im männerdominierten Einsatzteam: Sophia Bush als Erin Lindsay.

Ihm zur Seite steht ein etwas zu groß geratenes Team von Männern und einer Frau, die alle mit etwas zu schönen Schauspielern besetzt sind, als dass es realistisch wirken könnte. Für männliche heterosexuelle Zuschauer ist Sophia Bush als ebenso toughe wie attraktive Vertraute Voights, Erin Lindsay, durchaus ein Grund einzuschalten. Dem weiblichen Publikum mag es mit den durchweg wie aus dem Ei gepellten männlichen Detectives ähnlich gehen. Einer davon, Antonio Dawson (Jon Seda), ist der Bruder der Rettungssanitäterin Gabriela aus "Chicago Fire", womit dem Bezug zur Mutterserie Genüge getan ist. Die anderen Figuren bleiben in den Auftaktepisoden eher blass und wirken noch austauschbar.

Die Fälle selbst sind im Grunde ebenso austauschbar und nach dem Ende der jeweiligen Folge schnell wieder vergessen. Mal geht es um einen Drogenboss, der Gegner enthauptet, mal um eine Bande von Waffenschmugglern. Insbesondere die Handlung der Auftaktfolge wirkt wie dem Ratgeber "Drehbuchschreiben für Anfänger" entnommen. Alle Plot Points werden pflichtschuldig abgehakt, bis hin zum Cliffhanger. Originalität sucht man hier vergebens.

Trotzdem funktioniert die Serie erstaunlich effektiv. Die straffe Inszenierung und die durchaus gelungenen Actionszenen lassen kaum Langeweile aufkommen. In der zweiten Folge steigert sich die Serie noch, insbesondere was den Spannungsaufbau angeht. Handwerklich ist den Produzenten um  "Law & Order"-Mastermind Dick Wolf wenig vorzuwerfen. Ein Pluspunkt ist, dass tatsächlich on location gedreht wird, also auf den Straßen Chicagos statt in nachgebauten Studiokulissen, wie es früher Standard war. Die Erzählstruktur beschränkt sich nicht auf den abgeschlossenen Fall der Woche, sondern bedient sich überraschend vieler übergreifender Handlungsstränge. Modern gefilmt und geschnitten ist die Serie sowieso. Wenn die Autoren dem Publikum doch nur inhaltlich etwas mehr zutrauen würden! Stattdessen bedienen sie sich bei Versatzstücken aus modernen Genreklassikern von "The Shield" bis  "The Wire", kratzen aber immer nur an deren Oberfläche. Ein Schauplatz etwa, eine Couchgarnitur unter einer Hochbahntrasse, wo schwarze Drogendealer Hof halten, wirkt wie ein direktes Zitat aus David Simons bahnbrechender HBO-Crimeserie, aber natürlich dürfen die Gangster nicht fluchen und Straßenjungs sind in Wahrheit doch gute Kids. Das US-Networkfernsehen war hier schon einmal wesentlich weiter, denn eine Mainstreamserie wie "Third Watch" zeichnete durchaus ein realistisches Bild vom harten Leben auf der Straße. Auch die Musikuntermalung ist wesentlich aufdringlicher als noch vor zehn Jahren üblich. Jeder im Polizeialltag eigentlich ganz normale Vorgang wie das Stoppen eines Autos wird mit wummernden Bässen begleitet, als würde jeden Moment eine Bombe explodieren. Der angestrebten realistischen Härte tut das jedenfalls nicht gut.

Insgesamt ist "Chicago PD" fürs Network-TV durchaus ein Schritt in die richtige Richtung: raus aus den sterilen Laboren und Büros der Forensiker und Mordermittler und zurück auf die Straße, wo sich Cops auch mal die Finger schmutzig machen. Leider ist NBC dabei auf halber Strecke stehengeblieben. Sollten die Autoren den Figuren später mehr Charaktertiefe zugestehen und ihnen originellere Einsätze auf den Leib schreiben, könnte sich noch eine fesselnde Cop-Show entwickeln. So ist es zumindest eine unterhaltsame Actionserie, die man sich durchaus anschauen kann, wenn man über mangelnde Originalität hinwegsieht.

Dieser Text basiert auf Sichtung der ersten drei Episoden von "Chicago PD".

Meine Wertung: 3.5/5

Marcus Kirzynowski
© Alle Bilder: NBC


 

Über den Autor

  • Marcus Kirzynowski
Marcus Kirzynowski ist Düsseldorfer Journalist und Serienfreund; wuchs mit "Ein Colt für alle Fälle", "Dallas" und "L.A. Law" auf; Traumarbeitgeber: Fisher & Sons, County General Notaufnahme; die Jobs auf dem Battlestar Galactica und im West Wing wären ihm hingegen zu stressig; Wunschwohnort: Cicely, Alaska. Schreibt über amerikanische und europäische TV-Serien sowie andere Kultur- und Medienthemen, u.a. für TV Wunschliste und sein eigenes Online-Magazin Fortsetzung.tv.

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