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TV-Kritik/Review: Containment
(09.05.2016)
Wenn dir deine Erzählwelt zu komplex wird, zieh 'ne Mauer drum - alte Faustregel. Jüngst erst präsentierte sich Los Angeles als eingehegte Alien-Kolonie in
Man geht nicht fehl damit zu konstatieren, dass Filme und Serien dieser Art inzwischen gut damit zu tun haben, nicht von Anfang an zum Klischee zu erstarren. Dennoch kommt jetzt noch The CW ums Eck, dieser fröhliche Oberflächensender mit der Vorliebe für schicke Premiumkörper, und lässt seine erfolgreichste Autorin (Julie Plec,
Damit jedenfalls niemand auf die Idee kommt, dass sich hinter "Containment" eventuell Originelleres verstecken könnte als das, was man ohnehin erwartet, beginnt die (von Qualitätsserien-Routinier David Nutter inszenierte) Pilot-Episode mit einem aufdringlichen In-Your-Face-Programm: Szenen der Apokalypse werden schnell hintereinandergeschnitten, es herrscht Chaos, Infizierte taumeln mit schwärenden Wunden durch verwüstete Straßen, Schreie, Schüsse auf Kranke. Kurzum: Sollten Zuschauer gerade von den Abendnachrichten herübergezappt haben, fühlen sie sich sicher gleich abgeholt. Direkt danach geht es per Rückblende 13 Tage zurück - eine Einblendung markiert das, wie ja überhaupt in solchen Serien reportagehaft eingeblendete Ort- und Zeitmarker eine journalistische Gravitas vortäuschen wollen, die sich schon mit der ersten stanzenhaften Dialogzeile selbst ad absurdum führt.
Die Protagonisten der stereotypen Katastrophenfilmhandlungsstränge werden in Position gebracht, um die melodramatische Fallhöhe vorzubereiten: Die Schulklasse, die unwissend einen Tagesausflug ins kommende Krisengebiet unternimmt; der aufrechte Polizist, dessen Freundin mit der Zweisamkeit hadert; der schwangere Teenie, der die Oma besuchen will; der Reporter-Schmierfink, der sich einmischt - derlei Dinge.
Erst fliegt die Kamera einige Male touristisch wertvoll über den Spielort Atlanta, Georgia, dann bricht schon die Seuche aus, eine Art Tollwut, hundertprozentig tödlich. Als Patient Zero wird ein illegaler syrischer Immigrant ausgemacht - Anlass genug für "Containment", noch ein bisschen Panik vor Bio-Terrorismus einzuflechten. Die behandelnde Ärztin (Gastauftritt von Elyse Levesque aus
Cop Lex Carnahan (David Gyasi) zum Beispiel bleibt draußen und soll für die Medien das freundliche Gesicht der Abriegelung sein, doch seine Freundin Jana (Christina Moses) bleibt ebenso im "Cordon" gefangen wie sein Kollege und Kumpel Jake Riley (oft im Unterhemd: Chris Wood). Ein potenzielles Love Interest für Jake ist schnell gefunden: Die junge, schöne und definitiv schutzbedürftige Lehrerin Katie Frank (Kristen Gutoskie) ist mit ihrer Grundschulklasse (und ihrem kleinen Sohn) im Krankenhaus gestrandet, in dem sich auch Jake aufhält. Derweil umarmt Teresa (Hanna Mangan Lawrence), die minderjährige Schwangere, auf dem Weg zu ihrer Oma eine Freundin, die Kontakt gehabt haben könnte zu einem der bereits Infizierten: Ist jetzt Teresa, deren Partner außerhalb der "Zone" bleibt, selbst dem Tode geweiht? Was hat der zwielichtige Blogger Leo (Trevor St. John) im Sinn, der Lex Unwahrheiten andichtet? Und wie schnell wird er bersten, der dünne Firnis der Zivilisation, wenn die klaustrophobische Situation der Eingekesselten anhält?
Neben den überwiegend ambitionslos gespielten Abziehbildern, die "Containment" bevölkern, nervt die übertriebene Konstruktion der Figurenbeziehungen, die für die Beantwortung all dieser Fragen in Anschlag gebracht werden - wenn etwa die Schulklasse aus dramaturgischer Bequemlichkeit im selben Krankenhaus aufschlägt wie die meisten anderen Protagonisten, oder wenn sich ein zufällig anwesender Laborrattenlieferant zufällig als Teresas Opa erweist. Eigentlich ganz clevere Aspekte gehen durch solche Grobkörnigkeiten fast unter: Damit etwa die durch den Cordon Getrennten trotzdem interagieren können, wird ständig gesimst und geskypet, was die Geräte hergeben. Smartphone-Menüs geistern als Einblendungen durchs Bild, und das Handy ist in diesem Untergangsplot das einzige Medium, das die Mauern überwindet. Auch Anspielungen auf den IS oder auf rassistische Polizeigewalt sind reizvoll, verpuffen aber inmitten der schwerfälligen Dialoge. Jake Riley hat dabei den undankbaren Part abbekommen, das Geschehen für die auffassungslahmeren Zuschauer mit Service-Sätzen zusammenzufassen wie: "Please tell me this isn't some kind of Ebola thing!" oder "It's the freakin' zombie apocalypse!". Begleitet wird das dann von einer CW-typisch eklektizistischen Soundtapete zwischen Rap und triefigem R&B.
Zugegeben, miserabel inszeniert ist "Containment" sicher nicht. Die Spannungsmomente, die derlei Ansteckungsszenarien hergeben, werden routiniert abgerufen und umgesetzt. Es ist daher nicht ausschließen, dass Zuschauer, die zuvor nie mit vergleichbaren Seuchen-Stories in Berührung gekommen sind, einen gewissen Thrill aus dieser Serie ziehen können (auch wenn man ihnen dafür kompetentere Schauspieler und dringlichere Dialoge wünschen würde). Die Epidemie-Erfahrenen unter den Zuschauern werden allerdings schnell diagnostizieren können: Dieser Virus überträgt sich nicht.
Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten beiden Episoden von "Containment".
Gian-Philip Andreas
© Alle Bilder: The CW
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