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TV-Kritik/Review: Serienpreview: "Copper"

TV-Kritik zur ersten eigenen Serie von BBC America - von Ralf Döbele
(05.11.2012)

Kevin Corcoran (Tom Weston-Jones, Mitte) ist Polizist im New York des 19. Jahrhunderts. Zu kämpfen hat er mit Korruption, Gewalt und seinen eigenen Dämonen.
Kevin Corcoran (Tom Weston-Jones, Mitte) ist Polizist im New York des 19. Jahrhunderts. Zu kämpfen hat er mit Korruption, Gewalt und seinen eigenen Dämonen.


BBC America beschränkte sich bis vor Kurzem darauf, seinem US-Publikum angesehene britischen Importe näher zu bringen. Zu den erfolgreichsten Serien des Kabelsenders gehören  "Sherlock",  "Doctor Who" und das Reality-Format "Top Gear". In Zeiten, in denen außergewöhnliche Dramaserien zu den Aushängeschildern kleinerer Sender und Video on Demand-Services werden, ist es nur folgerichtig, dass auch BBC America mit seiner ersten Eigenproduktion aufwartet. Für deren Entstehung wandten sich die Verantwortlichen an Tom Fontana und Barry Levinson, die seit  "Homicide: Life On the Street" und dem HBO-Drama  "Oz" als Garanten für anspruchsvolle Serienunterhaltung gelten.

Bereits für die ZDF-Koproduktion  "Borgia" unternahmen Fontana und Levinson eine historische Zeitreise und auch für BBC America entführen sie uns in ein anderes Jahrhundert.  "Copper" spielt im Manhattan des Jahres 1864, in den dreckigen Slums des vorwiegend irischen Einwandererviertels Five Points, aber auch in der New Yorker High Society mit all ihrer Macht und dem Einfluss. Eine strafrechtliche Verfolgung von Tätern war in den gefestigten Strukturen damals praktisch unmöglich. Dieses Hindernis gilt es für den Straßenpolizisten Kevin Corcoran zu überwinden, durch Hauptdarsteller Tom Weston-Jones mit einer gewaltigen Portion Charisma versehen.

Bordellleiterin Eva (Franka Potente) zählt zu den Vertrauenspersonen von Corcoran (Tom Weston-Jones)
Bordellleiterin Eva (Franka Potente) zählt zu den Vertrauenspersonen von Corcoran (Tom Weston-Jones)

Das Verschwinden von Corcorans Frau und der Mord an seiner kleinen Tochter bilden ein übergreifendes Handlungselement, das in den ersten Episoden geschickt eingesetzt wird, um die Figur interessanter zu gestalten. Corcoran wird innerlich zerrissen, ablenken kann er sich nur in den Stunden, die er mit Bordellleiterin Eva (Franka Potente) verbringt. Seine alltägliche Arbeit ist von ebenfalls von Zweifeln geprägt: Genau wie die irischen ‚Coppers’ Francis Maguire (Kevin Ryan) und Andrew O’'Brien (Dylan Taylor), kann sich auch Corcoran nicht sicher sein, in wie weit die New Yorker Polizei von Korruption zu Gunsten der Oberschicht durchsetzt ist. Corcorans einzige Verbindung in diese Welt ist der Aristokrat Robert Morehouse (Kyle Schmid), mit dem er im Krieg diente.

Die Figurenkonstellation und die versammelte Darstellerriege ist an sich äußerst reizvoll, zusätzlich verstärkt durch einen afroamerikanischen Arzt mit Forensik-Kenntnissen (Ato Essandoh) und durch eine reiche Engländerin (Anastasia Griffith), die den Verkauf einer von der schwarzen Bevölkerung besuchten Kirche an weiße Geschäftsleute verhindern will. Nach einem furiosen und actionreichen Start, in dessen Verlauf Corcoran und seine Kollegen eine Gruppe von Bankräubern überwältigen, gelingt es "Copper" allerdings in den ersten Folgen nie, diese Konstellation zu einer vollkommen glaubwürdigen und spannungsgeladenen Welt auszubauen. Viel zu klein und zu steif erscheint das hier Gezeigte - auch im Vergleich zu Martin Scorseses Blockbuster "Gangs of New York" (2002), der in der gleichen Zeitperiode und dem gleichen Handlungsort angelegt war.

Schwerwiegender muss allerdings der direkte Vergleich mit jenen Serien ausfallen, mit denen BBC America bislang seine Brötchen verdiente. In den vergangenen Jahren konnte die BBC ungewöhnliche Dramen wie "Sherlock" oder "Luther" als internationale Hits etablieren. Sie zeichnen sich durch sperrige, aber liebevolle Charaktere, herausragende Optik und einen Erzählstil aus, der praktisch sofort süchtig macht. "Copper" erreicht nie diese Höhen der Schaffenskunst. Zu viel Zeit wird mit Exposition verschwendet, dem Erklären der eigenen Geschichte. Unterbrochen werden diese Szenen lediglich durch diverse, nicht wirklich originelle Ausbrüche von Sex und Gewalt - ein Missverhältnis, mit dem Tom Fontana auch bereits "Borgia" in Schieflage gebracht hatte.

Dabei verfügen die Macher mit dem Setup von "Copper" eigentlich über eine zeitlose Thematik: Die Unterschiede zwischen Arm und Reich und daraus entstehende Konflikte sind aktuell wie eh und je. Die Frage, wie mit Tätern umzugehen ist, die aus privilegierten Kreisen stammen, ist zweifelsohne noch immer relevant. Doch ausgerechnet dieser Ansatz wird zu Gunsten jener anderen Oberflächlichkeiten und vieler geschichtlicher Nebensächlichkeiten vernachlässigt. Die Mischung stimmt einfach nicht. Dabei erscheint es geradezu seltsam, dass die eigenständigen Kriminalfälle in den ersten Episoden noch relativ interessant daherkommen. Letztendlich verstärken aber auch sie den Gesamteindruck der Unausgewogenheit.

Zugegeben, bei Tom Weston-Jones, Anastasia Griffith und Franka Potente entscheidet man gerne zunächst im Zweifel für den Angeklagten. Dank ihnen ist man eher gewillt dem hier gezeigten auch noch eine zweite und dritte Chance zu geben, in der Hoffnung, alles möge sich am Ende der ersten Staffel zu einem wertvolleren Gesamtbild zusammenfügen - auch wenn es sich bislang noch nicht erkennen lässt. Hätte "Cooper" nicht diese Gesichter in der Darstellerriege, es würde sich hier nicht viel finden, was Zuschauer wirklich fesselt. Im Gegenteil, sie wären wohl eher geneigt wieder zu bewährter, ausschließlich britischer Ware zu greifen.

Dieser Text basiert auf Sichtung der ersten drei Folgen von "Copper".

Meine Wertung: 2.5/5

© Alle Bilder: BBC America

 

Über den Autor

Ralf Döbele ist Jahrgang 1981 und geriet schon in frühester Kindheit in den Bann von "Der Denver-Clan", "Star Trek" und "Aktenzeichen XY…ungelöst". Davon hat er sich als klassisches Fernsehkind auch bis heute nicht wieder erholt. Vor allem US-Serien aus allen sieben Jahrzehnten TV-Geschichte haben es ihm angetan. Zu Ralfs Lieblingen gehören Dramaserien wie "Friday Night Lights" oder "The West Wing" genauso wie die Prime Time Soaps "Melrose Place" und "Falcon Crest", die Comedys "I Love Lucy" und "M*A*S*H" oder das "Law & Order"-Franchise. Aber auch deutsche Kultserien wie "Derrick" oder "Bella Block" finden sich in seinem DVD-Regal, das ständig aus allen Nähten platzt. Ralf ist als freier Redakteur für TV Wunschliste tätig und kümmert sich dabei hauptsächlich um tagesaktuelle News und um Specials über die Geschichte von deutschen und amerikanischen Kultformaten.

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