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TV-Kritik/Review: Recovery Road

Erwachsenes Jugenddrama mit ansprechenden Charakteren und gutem Entwicklungspotential - von Stephanie Monecke
(15.02.2016)

Einander entfremdet: Charlotte Graham (Sharon Leal) und ihre mittlerweile suchtkranke Tochter Maddie (Jessica Sula)
Einander entfremdet: Charlotte Graham (Sharon Leal) und ihre mittlerweile suchtkranke Tochter Maddie (Jessica Sula)


Die 17-jährige Maddie leidet in ihren jungen Jahren bereits unter einer Alkohol- und Drogenabhängigkeit. Bereits der Auftakt der Serie  "Recovery Road" des US-Senders Freeform lässt wenig Zweifel daran, dass es sich hier um einen Teenager mit ernsthaften Suchtproblemen handelt: In der Eingangszene wacht Maddie auf dem Rasen eines fremden Wohnhauses auf, noch sichtlich angetrunken und übel verkatert und augenscheinlich am Ende eines "Filmriß". Nachdem kurz darauf schließlich auch in ihrem Schulspint Alkohol vorgefunden wird, droht ihr der Rausschmiss. Die einzige Alternative: Ein kalter Entzug über 24 Stunden, mit anschließendem 90-tägigem Aufenthalt in einem Wohnhaus für Abhängige, inklusive Therapie aber ansonst regulären Schulbesuchen. Die Geschichte um Maddie startet sofort durch und gewährt nur anhand einzelner Rückblenden zaghafte Einblicke in ihre Vergangenheit, und lässt damit die Frage offen, wie sie an diesen Punkt gelangen konnte.

Zunächst will Maddie (Jessica Sula) ihre Probleme nicht wahrhaben und verhält sich entsprechend rebellisch. Sie glaubt, mit dem aufgezwungenem Entzug gerät ihr Leben außer Kontrolle und begreift dabei noch nicht, dass sie ihr Leben schon längst nicht mehr im Griff hat. Maddie fällt es schwer nach den neuen Regeln im Gruppenheim zu leben. An den gemeinsamen Therapiesitzungen nimmt sie zwar teil, weigert sich aber, über sich zu sprechen. Sie verleugnet ihre Sucht, nimmt die Situation erst einmal nicht ernst und sorgt dadurch immer wieder für Ärger. So schleicht sie sich heimlich aus dem Haus, erwirbt trotz Drogentests und möglicher Konsequenzen mit einem gefälschten Ausweis Alkohol, ist leicht reizbar und hätte beinahe einen anderen Bewohner zum Trinken verführt. Obwohl klischeehaft wirkt ihr Verhalten jedoch weder anstrengend, noch nervig, sondern natürlich. Neben ihrem Kampf, dem Alkohol und den Drogen fernzubleiben, ist Maddie immer noch ein Teenager, der zwanghaft von anderen gemocht werden will und dazu gehören möchte. Dementsprechend versucht sie, ihren wahren Zustand vor ihren Schulfreunden zu verbergen. Innerlich jedoch steckt sie in einem Wechselbad der Gefühle aus Angst, Wut, Verleugnung, Depression und letzten Endes auch Akzeptanz. Eine junge Frau die versucht, inmitten des ohnehin schon emotionalen Teenager-Lebens, einen Weg aus ihrem zusätzlichen Chaos zu finden. Jessica Sula ist absolut in der Lage diese Rolle glaubwürdig zu tragen. Die inneren Konflikte und die Zerrissenheit ihrer Figur werden glaubwürdig transportiert. Maddie durchläuft zahlreiche Emotionen und Sula bringt diese durchweg überzeugend rüber.

Ein wesentlicher Auslöser von Maddies Sucht scheint der Tod ihres Vaters drei Jahre zuvor zu sein: Er starb bei einem Unfall, den ein betrunkenen Autofahrer verursachte. Ihre Mutter Charlotte (Sharon Leal,  "Boston Public") wirkt in einzelnen Szenen sehr liebevoll und besorgt, ist jedoch ihrer Tochter deutlich entfremdet. Als Maddie für 24 Stunden in den kalten Entzug geschickt wird, verabschieden sich die beiden ohne Worte. Zwar ist Charlottes Blick sehr mitfühlend, fast sogar schon entschuldigend, aber dennoch bleibt die Mutter konsequent. Zwar bietet sie Maddie später an, mit ihr über alles sprechen zu können, doch es hat den Anschein, als hätten sich Mutter und Tochter schon lange nicht mehr ernsthaft und ehrlich miteinander unterhalten. Mit dem Tod ihres Ehemanns haben augenscheinlich beide Frauen ihre Bezugsperson und den Vermittler verloren. Jedoch wird auch schnell klar, dass damals beide Elternteile Workaholics waren, die immer schon wenig Zeit für Maddie hatten. Nicht einmal das Fahrradfahren haben sie ihr beigebracht. Die jetzige Einsicht der Mutter überrascht daher: Sie erkennt, dass sie zu wenig für Maddie da war und verspricht, sich zu ändern. Wie sie aber die Probleme der Tochter und deren eklatantes Ausmaß übersehen konnte, bleibt offen. So musste Maddie also erst die totale Kontrolle verlieren, bis ihre Mutter bemerkte, dass "etwas" mit ihrer Tochter nicht stimmt. Wenigstens hat sie dann gleich gehandelt und die Schule gebeten, ihren Spint zu durchsuchen. Erst damit beginnt Charlotte, ihre Elternpflichten wahrzunehmen und ihrer Tochter Grenzen zu setzen. Um Charlottes Verhalten jedoch genauer zu analysieren, war ihre bisherige Darstellung deutlich zu glatt und dünn. Rückblicke in den bisherigen Alltag der beiden wären durchaus aufschlussreich und interessant. Jedoch ist es an diesem Punkt der Serie wohl zu früh für tiefgehende Charaktereinblicke. Für die kommenden Folgen gibt es jedenfalls viel Aufarbeitungsbedarf zwischen Mutter und Tochter.

Zwischen Freundschaft und genervt sein: Die Hausbewohner
Zwischen Freundschaft und genervt sein: Die Hausbewohner

Zunächst konzentriert sich die Serie auf ihre Hauptfigur Maddie und die neuen Menschen in deren Umfeld. Die Gruppe in Maddies vorübergehendem zu Hause wirkt bisweilen erstaunlich fröhlich, doch hat jeder mit seiner ganz eigenen Geschichte zu kämpfen. Dabei werden zwar die typischen Charaktere bedient, jedoch fällt dies nicht störend auf. So gibt es den gutaussehenden, oft nachdenklich wirkenden Typen, den herzensguten Homosexuellen, die quirlige Diva und eine sehr düstere Person. Durch die bunte Mischung kommt gelegentliche Leichtigkeit in das Drama, was die Serie auflockert und den Zuschauer in mach einer Szene zum Schmunzeln bringt. Maddies Lehrerin Cynthia (Alexis Carra), die bei dem Alkoholfund die Verantwortung auf sich genommen hatte, entwickelt eine tragende und wichtige Rolle in Maddies Erkenntnisprozess. Da Cynthia selbst erfolgreich gegen eine Sucht war und sich in Maddie wiedererkennt, könnte sie eine durchaus hilfreiche Position einnehmen. Die Charaktere sind authentisch und der Zuschauer baut schnell eine Verbindung zu ihnen auf. Die Charakterisierung von Maddies Schulfreunden ist dagegen blass und wenig interessant. Damit soll vermutlich das stereotypische Verhalten "cooler" Schüler bedient werden. Vielleicht enthüllt sich im Verlauf der ersten Staffel ja noch die eine oder andere Tiefe.

Wie zu erwarten zeichnen sich auch direkt erste Liebespaar-Konstellationen in "Recovery Road" ab - was wäre eine Drama-Soap nur ohne Liebeschaos?! Zwischen Lehrerin Cynthia und Craig (David Witts), dem jungen Therapeuten aber auch Aufsichthabenden des Hauses, könnte sich etwas entwickeln. Vor allem aber sprühen die Funken bei Maddie und Wes (Sebastian de Souza), der im X-ten Anlauf den Kampf gegen seine Sucht mit vollem Ernst betreibt. Auch wenn dieser ein wenig mit Maddies abgestürzter alten Freundin Rebecca (Lindsay Pearce) rumgealbert hat, so sind die Anzeichen für eine Romanze zwischen ihm und Maddie ziemlich deutlich. Möglicherweise bekommen wir es aber auch mit einer typischen Dreiecksgeschichte zu tun. Es wäre nicht die erste Serie, die diesen Weg einschlagen würde.

Eine weitere angedeutete Entwicklung bezieht sich auf die alte Freundschaft von Maddie und Mitbewohnerin Rebecca: Die beiden hatten große Pläne, die sie sich mit kleineren Drogengeschäften verwirklichen wollten - bis Rebecca aufgeflogen ist und ihr Leben zerbrach.

Insgesamt präsentiert sich "Recovery Road" als erwachsenes Jugenddrama mit ansprechenden Charakteren und gutem Entwicklungspotential, wenn auch zunächst öfters noch recht vorhersehbar und ohne große Überraschungen. Dennoch kann die Serie Interesse auf die weiteren Entwicklungen generieren. Jessica Sula spielt ihre Rolle sympathisch und wirkt oft noch sehr unschuldig, was den Zuschauer gerne mit ihr mitfühlen lässt. Vor allem ein Zusammenbruch im Badezimmer ist sehr emotional dargestellt. Maddie ist ein junges Mädchen mit einer teenagertypischen Mischung aus gutem Herzen und Ignoranz, das die Kontrolle über ihr Leben verloren hat. Der Start des Dramas ist jedenfalls gelungen. Die Erzählweise ist eindringlich, die Dynamik der Therapie-Gruppe gefällt. Das Haus dient ihnen dabei als Zufluchtsort, in dem sie versuchen, sich gegenseitig zu stärken und vor der Außenwelt zu schützen. Doch die Realität wartet bereits hinter der Tür...

Dieser Text basiert auf Sichtung der ersten drei Episoden der Serie.

Meine Wertung: 3.5/5


Stephanie Monecke
© Alle Bilder:


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