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US-Außenminister zwischen Hedonismus und Krisenpolitik: Walter "Wally" Larson (Tim Robbins)
US-Außenminister zwischen Hedonismus und Krisenpolitik: Walter "Wally" Larson (Tim Robbins)


HBO ist international vor allem bekannt durch Serien, die gleichermaßen edgy wie "ernsthaft" sind. Selbst die Comedys des Branchenprimus‘ zeichnen sich meist noch durch eine starke Zurückhaltung bei der Pointendichte aus, dadurch dass sie eher intellektuellen Spaß bieten als schnelle und laute Lacher (gute Beispiele: die Schriftsteller-wird-zum-Privatdetektiv-Serie  "Bored to Death" oder die Midlife-Crisis-Comedy  "Togetherness"). Aber wie ernsthaft kann eine neue Serie schon sein, in der Jack Black und Tim Robbins Hauptrollen haben und der Regisseur der "Austin Powers"- und "Meet the..."-Kinokomödien ("Meine Braut, ihr Vater und ich") die erste Folge inszeniert hat? Zugeben, die Frage ist nicht ganz fair, denn Jay Roach hat für HBO auch schon die politischen TV-Filme "Game Change" (über den Aufstieg von Sarah Palin) und "Recount" (über die endlosen Auszählungskontroversen bei der Präsidentschaftswahl Bush gegen Gore) gedreht. Und Tim Robbins hat spätestens mit seiner Rolle eines als Kind für alle Zeiten verletzten Erwachsenen in "Mystic River" bewiesen, dass er weit mehr drauf hat als nur den Clown zu geben.

Trotzdem ist  "The Brink" für eine HBO-Comedy ungewöhnlich klamaukig geraten. Dabei lässt das Thema das erst einmal gar nicht vermuten: In Pakistan übernimmt der reichlich durchgeknallte General Umair Zaman (Iqbal Theba,  "Glee") durch einen Militärputsch die Macht - der ist dummerweise ein dezidierter Israelhasser und sitzt jetzt am roten Knopf des Nukleararsenals seines Landes. Während die Welt also kurz vor dem möglichen Ausbruch eines dritten Weltkriegs steht, finden sich drei höchst unterschiedliche Protagonisten eher widerwillig an entscheidenden Positionen des Konflikts wieder: Beim US-Außenminister Walter "Wally" Larson (Robbins) ist das noch berufsbedingt. Der eilige Ruf zur Notfallsitzung im Situation Room des Weißen Hauses kommt ihm trotzdem sehr ungelegen, da er sich gerade in einem Fesselspiel mit einer asiatischen Gespielin befindet. Überhaupt scheint Larson sich wenig für Politik und umso mehr für Sex, Alkohol und Drogen aller Art zu interessieren - entpuppt sich aber schließlich doch als wesentlich besonnener als einige andere hochrangige Vertreter der US-Administration.

Jack Blacks Alex Talbot gerät eher in die Ereignisse wie eine Jungfrau zum Kind, ist er doch nur ein niedrigrangiger Angestellter der US-Botschaft in Islamabad. Er findet sich plötzlich allein mit seinem pakistanischen Fahrer inmitten der Straßenunruhen und wird vom Militär verdächtigt, ein CIA-Spion zu sein - was umso bitterer ist, da er sich mehrmals vergeblich um genau diese Tätigkeit beworben hat. Dritter im Bunde der (Anti-)Helden ist der Kampfpilot Zeke "Z-Pak" Tilson (Pablo Schreiber, noch als schmieriger Wärter "Pornstache" aus  "Orange is the New Black" in bester Erinnerung). Der dealt an Bord seines Flugzeugträgers eifrig mit Drogen und erfährt zudem unmittelbar vor einem Kampfeinsatz, dass er eine Kameradin geschwängert hat.

Gerät zufällig mitten ins Geschehen: Botschaftsmitarbeiter Alex Talbot (Jack Black)
Gerät zufällig mitten ins Geschehen: Botschaftsmitarbeiter Alex Talbot (Jack Black)

Bei der Abbildung ihres Settings gibt sich die Serie durchaus Mühe. So könnte der originalgetreu nachgebaute Situation Room auch aus den  "The West Wing"-Kulissen recycelt worden sein. Auch der Flugzeugträger wirkt authentisch, ebenso wie die Straßenszenen in Islamabad inklusive Massenaufläufen und umgeworfener Autos. Das Produktionsniveau ist überraschend hoch, selbst für eine HBO-Comedy. Was man von den Gags leider nicht immer sagen kann. Die schwanken eher zwischen "durchaus bissig" und "für eine laue Pointe würde ich auch meine Großmutter verkaufen". Während viele Witze einfach versanden, schrecken die Autoren um die Brüder Roberto Benabib ( "Weeds - Kleine Deals unter Nachbarn") und Kim Benabib auch vor Fäkalhumor nicht zurück. Dieser wird dann aber wenigstens konsequent auf die Spitze getrieben: Wenn sich etwa Tilsons Kopilot während des Fluges übergeben muss, tropft sein Mageninhalt auch zwei Szenen später noch von den Cockpitfenstern. Das erinnert teilweise schon an den hemmungslosen Humor der kultigen Filme des Trios Zucker/Abrahams/Zucker wie "Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug" und "Die nackte Kanone".

Was "The Brink" sicher nicht ist, ist eine ernsthafte Satire. Damit verschenken die Macher viel Potential, denn eine bissige Politcomedy über die amerikanische Außenpolitik und den Wahnsinn der Weltpolitik insgesamt hätte auf dem breit gefächerten Serienmarkt noch gefehlt. Zu oft vernachlässigen die Autoren den politischen Gehalt ihres Stoffes dann aber doch für einfach erzielte Lacher, etwa wenn Larsons übereifrige Assistentin (Maribeth Monroe) das Handy ihres Chefs aus dem Urinal fischen muss ("ich dachte, sie hätten schon gespült"). Insgesamt kommt die Handlung recht atemlos daher, es wird viel zwischen den drei anfangs weitgehend unverbundenen Erzählsträngen gesprungen. Die Charakterzeichnung bleibt dabei zwangsläufig etwas auf der Strecke.

Unterschiedlich fallen auch die Überzeugungsgrade der Schauspieler aus: Während es Robbins und Schreiber durchaus schaffen, ihren Figuren neben allem Klamauk ein Profil zu verleihen, bleibt Jack Black auch diesmal wieder vor allem Jack Black. Das kann man mögen oder eben nicht. Auch in Nebenrollen ist die Serie hochwertig besetzt: Esai Morales (Bill Adamas Vater in  "Caprica") überzeugt als besonnener US-Präsident, von Carla Gugino ( "Wayward Pines") als Larsons Vorzeige-Gattin und John Larroquette ( "Episodes") als Botschafter ist in den ersten Folgen noch zu wenig zu sehen, um ihre Leistung beurteilen zu können.

Etwas aufgesetzt wirken die bei HBO aber anscheinend unvermeidlichen Sexszenen, die wohl inzwischen so eine Art Markenzeichen für den Pay-TV-Sender sein sollen. Wenn es gleich in einer der ersten Szenen einer neuen Serie völlig überdreht zur Sache geht, kommt das aber doch etwas zu kalkuliert rüber. Alles in allem ist "The Brink" weder richtig Fisch noch Fleisch: ein interessantes und für eine Comedy ungewöhnliches Thema und Setting, hohes Produktionsniveau und einige gelungene Gags stehen durchwachsenen Darstellerleistungen und einer etwas zu bemühten Überdrehtheit gegenüber. Wer sowohl Jack Black als auch "The West Wing" liebt, sollte der Serie aber auf jeden Fall eine Chance geben.

Dieser Text basiert auf Sichtung der ersten drei Folgen der Serie.


Meine Wertung: 3.5/5


Marcus Kirzynowski
© Alle Bilder: HBO


 

Über den Autor

  • Marcus Kirzynowski
Marcus Kirzynowski ist Düsseldorfer Journalist und Serienfreund; wuchs mit "Ein Colt für alle Fälle", "Dallas" und "L.A. Law" auf; Traumarbeitgeber: Fisher & Sons, County General Notaufnahme; die Jobs auf dem Battlestar Galactica und im West Wing wären ihm hingegen zu stressig; Wunschwohnort: Cicely, Alaska. Schreibt über amerikanische und europäische TV-Serien sowie andere Kultur- und Medienthemen, u.a. für TV Wunschliste und sein eigenes Online-Magazin Fortsetzung.tv.

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