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TV-Kritik/Review: Travelers

Netflix zeigt gelungene kanadische Science-Fiction-Serie - von Bernd Krannich
(23.12.2016)

Die "Travelers" sind angeschlagen: (v.l.n.r.) MacKenzie Porter, Reilly Dolman, Eric McCormack, Nesta Cooper und Jared Abrahamson
Die "Travelers" sind angeschlagen: (v.l.n.r.) MacKenzie Porter, Reilly Dolman, Eric McCormack, Nesta Cooper und Jared Abrahamson

Manchmal ist es einfach am besten, sich an eine neue Serie ohne jedes Vorwissen zu setzen.  "Travelers - Die Reisenden" gehört zu diesen Serien. Denn die Auftaktepisode bemüht sich sehr stark darum, die Exposition gleichsam stimmungs- und geheimnisvoll über die Bühne zu bringen - was auch recht gut gelingt. Wer also seinen persönlichen Konsum von "Travelers" optimieren will, der sollte nur noch bis zur nächsten Zwischenüberschrift lesen und dann entscheiden, ob die Serie ins persönliche Beuteschema passt.

Generell handelt es sich bei "Travelers" um eine für das kanadische Fernsehen entworfene Mystery-Serie, bei der die Protagonisten und auch die Zuschauer über die wahren Zusammenhänge und Hintergründe nur nach und nach informiert werden. Erfreulich ist, dass der Zuschauer sich im Gegensatz zu anderen Formaten nicht gegängelt fühlt.

Denn nur "eigentlich" wissen die Protagonisten in dieser Serie mehr als der Zuschauer - und auch die Zuschauer erfahren das Wesentliche in den ersten Episoden. Aber schnell stellt sich heraus, dass die Protagonisten nur veraltete Informationen haben und ihre Aufgabe durch ihre Ungewissheiten erschwert wird. Beim Zuschauer macht sich das angenehme  "Alias - Die Agentin"-Gefühl breit, wo die Hauptfigur eine erfahrene Agentin war, deren Weltbild in der Auftaktepisode gleich zweifach auf den Kopf gestellt wird - und wo die Zuschauer gleichsam mit der Protagonistin auf die Reise ins "Wunderland" gehen. Schlechtere Beispiele des Mystery-Genres stellen den Identifikationsfiguren einen allwissenden Begleiter zur Seite, der sich nur nach und nach dazu herablässt, Zuschauer und Held mit Informationsbrocken zu versorgen - wobei meist unverständlich bleibt, warum Helden und Heldinnen diesem merkwürdigen Vertrauten nicht einfach den Rücken kehren. Beispiele wären  "The Blacklist" oder  "Alcatraz".

Wer also unterhaltsame Science-Fiction-Mystery mag, bei der die Figuren wichtiger sind als Action und Explosionen, der ist bei "Travelers" gut aufgehoben.

Eine Mission auf Leben und Tod
Geheimnisvoll beginnt sie, die kanadische Mysteryserie "Travelers", in die sich der Streaming-Gigant Netflix eingekauft hat: Nach und nach werden den Zuschauern Menschen in der Zeit kurz vor ihrem Tod präsentiert. Dabei wird mit geschicktem Einsatz von Countdowns der Vorgang sowohl spannend wie auch noch mysteriöser. Jeweils wird das Sterben jedoch jäh unterbrochen: Eine Frau überlebt den brutalen Angriff des von ihr getrennt lebenden Ehemannes; ein Junkie setzt sich die tödliche Spritze nicht, während neben ihm ein "Freund" stirbt; eine andere Frau, bei der vorher eine geistige Behinderung etabliert wurde, mischt sich gleichsam beherzt und naiv in einen Überfall ein und überlebt die folgenden brutalen Schläge - mehr noch: Sie steht wieder auf, teilt aus und jagt vier Angreifer in die Flucht.

Dem Tod noch einmal von der Schippe gesprungen, erweisen sie sich in ihrer jetzigen Existenz schnell als verschwörerische Gruppe, deren merkwürdige Online-Aktivitäten die Aufmerksamkeit des von Eric McCormack gespielten FBI-Agenten Grant MacLaren auf sich ziehen. Auch der wird bald am Ende seiner Lebensuhr ankommen und sich so den merkwürdigen Neuankömmlingen "anschließen".

Grant MacLaren (Eric McCormack) und sein FBI-Partner Walt Forbes (Arnold Pinnock)
Grant MacLaren (Eric McCormack) und sein FBI-Partner Walt Forbes (Arnold Pinnock)

Damit fällt der Vorhang auch für die Zuschauer: Bei den Neuankömmlingen handelt es sich um Zeitreisende aus der Zukunft. Einer Zukunft, in der das Schicksal der Menschheit durch eigenes Verschulden bereits endgültig besiegelt ist. So wurden von dort Zeitreisende zum Anfang des 21. Jahrhunderts geschickt, die wichtige Entwicklungen in einen positiven Weg lenken sollen. Einer der ersten Aufträge des Teams um MacLaren etwa ist die Verhinderung einer Explosion, die zehntausend Menschen das Leben gekostet hätte. Allerdings sind die Zeitreisenden nicht nur aus rein altruistischen Gründen hier. Ziel ist das Überleben der Menschheit - dabei sind einzelne Verluste durchaus akzeptabel.

Mit dem Setup von "Travelers" ist den Machern um Brad Wright ( "Stargate") ein echter Kunstgriff gelungen, denn das Format vereinigt gekonnt zahlreiche Subgenres zu einer charaktergetriebenen, spannenden Science-Fiction-Serie.

Einerseits sind die Zeitreisenden im Wesentlichen "Doppelgänger": Nur mit bruchstückhaften Informationen, die über ihre Gastkörper in der Zukunft noch existieren ausgestattet, müssen sie von jetzt auf gleich das Leben ihrer Wirtskörper möglichst unauffällig weiterführen. Und dabei gleichzeitig als Agenten tätig sein. "MacLaren" etwa muss seine Ehe weiterführen und seine Partner bei der Bundespolizei täuschen. Besondere Probleme bereitet ihm, dass der Zeitreisende im Körper des FBI-Agenten bisher Vegetarier war, anders als MacLaren selbst. Bei der oben erwähnten geistig behinderten Frau etwa war genau diese körperlich bedingte Einschränkung in den Unterlagen "verloren" gegangen, was nun bei der sie bewohnenden Zeitreisenden zu gesundheitlichen Problemen führt. So müssen die meisten der Travelers mit Überraschungen entweder mit ihrem Körper oder ihrem Umfeld zurechtkommen.

Ein weiteres Konfliktfeld ist die Frage, wie mit dem Wissen um die Zukunft umgegangen wird. Da die Todeszeitpunkte weiterer möglicher Wirtskörper im Jahr 2016 für die Mission relevant sind, hat einer der Reisenden sie im Rahmen seiner Vorbereitung auswendig gelernt - und leidet nun darunter, die vermeidbaren Tode nicht zu verhindern.

Eine dritte Konfliktebene ergibt sich daraus, dass die "Traveler" letztendlich Spione sind, die sich auf einem Himmelfahrtskommando befinden. Ein "Zurück" scheint es nicht zu geben. Was aber auch nicht so schlimm ist, ist es im Jahr 2016 doch geradezu paradiesisch. Eher schon wird zum Problem, dass die Zeitreisenden nur in Ausnahmesituationen Nachrichten und Anweisungen "aus der Heimat" erhalten, während mehrere Gruppen - in der Art von Terrorzellen - parallel arbeiten, ohne die Pläne der anderen oder das große Ganze zu kennen. Konflikte über die Interpretation von knapp gehaltenen Anweisungen sowohl innerhalb der Gruppe von MacLaren wie auch mit anderen Gruppen sind vorprogrammiert.

In den ersten Folgen noch etwas untergegangen ist der Aspekt, dass die Wirtskörper im Jahr 2016 nicht unbedingt dem entsprechen, was nun in ihnen steckt - etwa das älteste Expeditionsmitglied steckt im biologisch jüngsten Körper.

"Travelers" mischt also Versatzstücke aus einer ganzen Reihe aus Spionage- und Science-Fiction-Klischees. Dabei wird das Genre nicht neu erfunden. Trotzdem bereitet dieser kanadische Ansatz in den ersten Episoden mit ihren vielschichtigen Entwicklungen viel Vergnügen.

Dieser Text basiert auf Sichtung der ersten vier Episoden der Serie.

Meine Wertung: 4/5


Bernd Krannich
© Alle Bilder: Netflix


 

Über den Autor

Bernd Krannich ist Jahrgang 1974 und erhielt die Liebe zu Fernsehserien quasi in die Wiege gelegt. Sein Vater war Fan früher Actionserien und technikbegeistert, Bernd verfiel den Serien spätestens mit Akte X, Das nächste Jahrhundert und Buffy. Mittlerweile verfolgt er das ganzes Serienspektrum von "The Americans" über "Arrow" bis "The Big Bang Theory". Seit 2007 schreibt Bernd beruflich über vornehmlich amerikanische Fernsehserien, seit 2014 in der Newsredaktion von TV Wunschliste.

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Leserkommentare

  • Horatio schrieb am 24.12.2016, 16.19 Uhr:
    Sorry, nix für mich.
    Die Timetraveller sind also Menschen aus der Zukunft, die in unsere Gegenwart (also nix SciFi) zurückgereist sind, um im Hier-und-Jetzt Verbrechen zu vereiteln?
    Für mich hört sich das nach einem stinknormalen Krimiformat an, wobei die Timetraveller den billigen Ermittlungsvorteil haben, weil aus ihrer Sicht die Verbrechen ja schon geschehen sind.
    Also eine Serie mit einer »Hinterher ist man immer schlauer« Damaturgie.
    In einem SciFi Format will ich die Zukunft sehen, nicht die Gegenwart. :(