Originalpremiere: 2012
29.05.2014
Deutsche TV-Premiere: 06.12.2016 (arte)
Die 18-jährige Zehra und ihr Kumpel Olgun arbeiten an einem Truckstop in der türkischen Provinz und träumen von der großen Welt, die sie vor allem aus dem Fernsehen kennen. Schließlich landet Olgun im Gefängnis, und Zehra bricht ein Tabu. - Die türkische Regisseurin Yesim Ustaoglu erzählt eine starke und realistische Geschichte über eine Gesellschaft im Wandel. Wenn sie nicht im dem Autobahnrestaurant arbeiten, sitzen Zehra und Olgun meist vor dem Fernseher und hoffen, dass ihr Leben mal so aussehen wird wie in den Seifenopern. Olgun träumt von der Teilnahme an einer Gameshow und dem Gewinn des Hauptpreises. Dann endlich könnte er seine Liebe zu Zehra gestehen und ihr ein besseres Leben bieten. Doch Zehra hat ihre eigenen Pläne. Sie verliebt sich in den 20 Jahre älteren Lkw-Fahrer Mahur, der eines Wintertages an der Service-Station auftaucht. Durch ihn entdeckt Zahra ihren Körper, ihre Sexualität und ihr Selbstbewusstsein. Vergeblich versucht Olgun, sie durch im Fernsehen abgeschaute gewagte Aktionen zu beeindrucken. Irgendwann erfährt Zehra, dass sie schwanger ist - ein Skandal für die konservative Dorfgemeinschaft. Jahre später finden die beiden Freunde reifer und erfahrener wieder zusammen. Aus dem Niemandsland ihrer Jugendträume sind sie angekommen in der Realität ihres Alltags. In Yesim Ustaoglus Film ist die Raststätte ein Symbol für den Übergang: Die Menschen kommen und gehen, und mit ihnen die Probleme und Lösungen. Ungewöhnlich offen spricht die Regisseurin das sexuelle Erwachen ihrer Hauptfigur an, ein Tabuthema im türkischen Kino. Yesim Ustaoglu ist eine mehrfach preisgekrönte Filmemacherin des sozialen und politischen Realismus, die jenseits aller Moden ein aufrichtiges und humanes Kino schafft, welches ihr immer wieder Probleme mit den Behörden ihres Landes bringt.
(3sat)
Die 1960 geborene türkische Regisseurin Yesim Ustaoglu hat sich immer wieder mit den gesellschaftlichen und politischen Tabus ihrer Heimat auseinandergesetzt ("Reise zur Sonne", 1999; "Waiting for the Clouds", 2003) und wurde dadurch sogar vorübergehend zur Exilantin. Ustaoglus Filme wurden auf zahlreichen Festivals ausgezeichnet und liefen weltweit im Kino. Ihr fünfter Spielfilm "Araf - Im Niemandsland" widmet sich einem neuen Aspekt der gesellschaftlichen Auseinandersetzung: Die Sexualität der Frau und deren Selbstbestimmung ist selbst in der modernen Türkei immer noch ein Tabu. Mehr im Internet unter: arte.tv/artefilmfestival.
(3sat)
Cast & Crew
- Ton: Romain Cadilhac, Johannes Hampel, Sylvain Malbrant, Peter Roigk, Bruno Tarriere
- Spezialeffekte: Britt Dunse