Originalpremiere: 09.06.2011
Deutsche TV-Premiere: 08.08.2011 (ZDF)
Es gibt Orte, die ihre Vergangenheit nicht leicht preis geben. Hiroshima ist ein solcher Ort. Scheinbar nichts deutet heute noch darauf hin, das hier an einem klaren Augustmorgen vor 66 Jahren sprichwörtlich die "Hölle auf Erden" einsetzte. Ein Geschäftsmann steigt in ein Taxi, Jugendliche strömen durch die Einkaufsstraßen, und die Menschen gehen ihren Leben nach. Genauso wie am 6. August 1945. Für die deutsche Schriftstellerin Johanna ist ihre Recherche-Reise für einen Artikel über Hiroshima auch eine Reise an einen Ort ihrer Kindheit. Sie lebte damals für einige Jahre mit ihrer Mutter in der Stadt, doch die ist inzwischen dement und hat jede Erinnerung an diese Zeit verloren. Deshalb sucht Johanna selbst einen Zugang zu der Stadt und ihrer Geschichte. Dabei zeigt der halbdokumentarische Film die Lebenswirklichkeit vieler Bewohner Hiroshimas. Der Busfahrer, der die Uniform und weißen Handschuhe abends ablegt und zur E-Gitarre greift, oder die betagte Frau, die in einem kleinen Auto zum Interview mit Johanna kommt. "Jetzt führe ich ein normales und glückliches Leben", erzählt sie und lächelt, nachdem sie sich an den einen Morgen von damals erinnerte. Andere Menschen hatten weniger Glück. Eine junge Frau erzählt Johanna, wie ihre kürzlich verstorbene Großmutter im Augenblick der Atombombenexplosion hinter einer Freundin auf einer Brücke stand. Die Freundin verbrannte, aber die Groß-mutter überlebte, weil der Körper des Mädchens sie vor der Hitzewelle schützte. Ihre Großmutter hat ihre Freundin ihr Leben lang nicht vergessen. Jetzt sei es an ihr, jenes Mädchen in ihrer Erinnerung weiterleben zu lassen, sagt die junge Frau. Johanna läuft durch Hiroshima. Sie kann sich nicht vorstellen, was hier geschehen ist, sagt sie. Ihre Mutter vergisst nun schon, wer das ist, der sie aus dieser japanischen Stadt ständig anruft. So ist Johanna allein mit ihrer Vergangenheit und Erinnerung an einem Ort, an dem die Erinnerung allgegenwärtig und doch unsichtbar und schwierig ist. Regisseurin Mieko Azuma mischt in "AUGUST" die fiktive Geschichte um die Schriftstellerin Johanna mit dokumentarischen Interviews der Einwohner der Stadt Hiroshima.
(ZDF)
gezeigt bei: Das kleine Fernsehspiel (D, 1963)
Cast & Crew
- Kamera: Yoshihito Takahashi, Mieko Azuma