Originalpremiere: 1958
FSK 12
Eigentlich hat Kommissar Matthäi längst den Dienst quittiert. Der grausame Mord an einem kleinen Mädchen lässt ihm aber keine Ruhe. Vieles deutet darauf hin, dass ein zwielichtiger Obdachloser das Kind umbrachte, doch daran mag der erfahrene Ermittler nicht glauben. Sein Plan ist geradezu irrwitzig: Aufgrund eines vagen Verdachts legt er sich auf die Lauer, um den Mörder mit einem dem Opfer ähnlichsehenden Mädchen als Köder in eine Falle zu locken. Seine Rechnung scheint aufzugehen - doch dann wird Matthäi bewusst, dass er einen unverzeihlichen Fehler beging. In diesem eindrucksvollen Thriller nach einem Drehbuch von Friedrich Dürrenmatt verschwimmen die Grenzen zwischen Gut und Böse. Während Heinz Rühmann als obsessiver Kriminalist nicht nur sympathische Züge trägt, empfahl sich Gert Fröbe mit seiner sensationellen Darstellung des Kindermörders für seinen späteren Auftritt als Bösewicht in dem James-Bond-Film "Goldfinger". * Auf seinem einsamen Weg durch den Wald stolpert der Hausierer Jacquier (Michael Simon) über die Leiche eines kleinen Mädchens. Obwohl er selbst die Polizei alarmiert, glaubt ihm niemand, dass er mit der schrecklichen Tat nichts zu tun hat. Man bezichtigt ihn weiterer Kindsmorde, worauf der labile Mann sich in der Untersuchungshaft erhängt. Offiziell gilt der Fall als abgeschlossen, nicht jedoch für Kommissar Matthäi (Heinz Rühmann), der fest davon überzeugt ist, dass sich der Täter noch auf freiem Fuß befindet. Mangels Spuren oder sonstiger Hinweise muss der pensionierte Ermittler jedoch neue Wege einschlagen: Anhand einer Zeichnung des Mordopfers und unter Mithilfe eines Psychiaters erstellt er ein Täterprofil: Aller Wahrscheinlichkeit nach wird der Killer wieder zuschlagen - wäre es vielleicht möglich, ihn in eine Falle zu locken? Matthäi mietet sich in einer Tankstelle ein und engagiert die ledige Fabrikarbeiterin Heller (Maria Rosa Salgado) als Hauswirtin. Die arglose Mutter ahnt nicht, dass der Kommissar a. D. ihre kleine Tochter Annemarie (Anita von Ow) als Lockvogel benutzt. Wochenlang geschieht nichts, doch dann dämmert dem Polizisten, dass er das Kind leichtfertig in Lebensgefahr gebracht hat. Das Drehbuch zu diesem stilbildenden Klassiker des Kriminalfilms verfasste der Schweizer Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt. Selbst nach über 50 Jahren hat der beklemmende Schwarz-Weiß-Thriller dank seiner detailgenauen Ausleuchtung des dörflichen Milieus nichts von seiner Spannung eingebüßt. Als einer der ersten Filme verweigert "Es geschah am hellichten Tag" sich dem üblichen Gut-Böse-Schema: Neben Heinz Rühmann, der als gesetzloser Gesetzeshüter arglos das Leben eines kleinen Mädchens aufs Spiel setzt, überzeugt Michael Simon als bemitleidenswerter Hausierer. Vor allem aber geht Gert Fröbes unnachahmliche Darstellung des Kindermörders unter die Haut. Unter den zahlreichen Neuverfilmungen dieses faszinierenden Stoffes wurde Sean Penns "Das Versprechen" als Meisterwerk gefeiert.
(SWR)
"Es geschah am hellichten Tag" wurde 1958 auf der Berlinale uraufgeführt und erhielt im gleichen Jahr den Zürcher Filmpreis. Der "Filmdienst" schreibt: "Kriminalfilm voll atmosphärischer Spannung und psychologischem Raffinement, mit vorzüglichen Darstellern und Heinz Rühmann in einer seiner ernsten Rollen." Friedrich Dürrenmatt entwickelte das Drehbuch zu dem Roman "Das Versprechen" weiter.
(BR Fernsehen)
Neuverfilmung als: Es geschah am hellichten Tag (D, 1997)
Adaption als: The Pledge (USA, 2000)
Adaption als: Tod im kalten Morgenlicht (GB/NL/D, 1996)