30.11.2000
FSK 6
Hongkong, 1962: Der ambitionierte Zeitungsredakteur Chow und die hübsche, scheue Sekretärin Li-zhen gehören zu den zahlreichen Immigranten, die nach der Eroberung Shanghais durch kommunistische Truppen in die britische Kronkolonie geflüchtet sind. Beide sind verheiratet und haben einen festen Job. Da Li-zhens Mann regelmäßig auf Geschäftsreise in Japan weilt und auch Chow seine Frau nur selten sieht, bestimmen Einsamkeit und eine leise Enttäuschung das Leben von Chow und Li-zhen. Allmählich entwickelt sich eine von unterschwelliger Sehnsucht geprägte Freundschaft zwischen den beiden. Gemeinsam finden sie heraus, warum sie ihre Lebensgefährten kaum zu Gesicht bekommen: Chows Frau und Li-zhens Mann haben ein Verhältnis miteinander. Zwischen den beiden Leidensgenossen entwickelt sich eine tiefe Zuneigung. Doch in den Momenten der Nähe widerstehen sie ihrem Verlangen, nicht zuletzt um auf einen schmählichen Racheakt an ihren Ehepartnern zu verzichten. Auf nahezu selbstquälerische Weise beweisen sie sich Stolz und Stärke und verpassen damit vielleicht die Chance ihres Lebens. Wong Kar-Wais ebenso melancholisches wie opulentes Melodram erzählt die Liebesgeschichte eines Paares, das keine Zukunft hat. Das ist überhaupt die Formel, auf die sich das Genre Melodram bringen lässt: Persönliches Glück und die Konventionen der Gesellschaft stehen sich unversöhnlich gegenüber. Doch Wong Kar-Wai geht mit seinem Film, der im Hongkong der 60er Jahre spielt und dies auch in seiner Ästhetik und seiner Geschichte thematisiert, noch einen Schritt weiter. Durch ihr Zögern, ihre Zerrissenheit verpassen die beiden Protagonisten den richtigen Moment, um aus dem unerfüllten Dasein auszubrechen und gemeinsam glücklich zu werden.
(arte)