Originalpremiere: 1997
10.04.1997
FSK 16
Der Jazzmusiker Fred Madison steckt in einer tiefen seelischen Krise. Argwöhnisch schaut er auf seine Frau Renee und verdächtigt sie, ihn zu betrügen. Zugleich geschehen mysteriöse Dinge. Geheimnisvolle Identitätswechsel, mysteriöse, attraktive Frauen und der undurchsichtige Plan gefährlicher Gangster stehen im Mittelpunkt von David Lynchs faszinierendem Psychothriller, der sich jeder voreiligen Interpretation entzieht. Ein Unbekannter läutet an der Tür und spricht einen Satz in die Gegensprechanlage: "Dick Laurent ist tot". Außerdem schickt ein geheimnisvoller Voyeur Videokassetten an Fred und Renee, auf denen das Paar in intimster Zweisamkeit zu sehen ist. Und welche Rolle spielt jener kleine Mann mit weißem Gesicht, der glaubhaft versichert, er könne an zwei Orten gleichzeitig sein? Dann wird Fred plötzlich verhaftet. Er soll Renee auf bestialische Art ermordet haben. Fred, der sich an nichts erinnern kann, wird verurteilt und wandert ins Gefängnis. Als die Wärter eines Morgens die Zellentür öffnen, finden sie nicht Fred, sondern einen verstörten jungen Mann namens Pete. Pete war zuvor auf ungeklärte Weise verschwunden. Auch er hat keine Erinnerung an das, was geschehen ist. Da man keine Anschuldigungen gegen ihn erheben kann, wird er entlassen. Er versucht, in sein altes Leben als Automechaniker zurückzufinden. Doch bald gerät auch Petes Alltag aus den Fugen. Regisseur David Lynch ("Twin Peaks", "Blue Velvet", "Mulholland Drive") schuf einmal mehr ein geniales Gesamtkunstwerk, das sich durch bloße Inhaltsbeschreibung kaum erfassen lässt: eine Fallstudie über Paranoia und Schizophrenie? Eine surrealistische Love-Story? Ein makabrer, schwarzhumoriger Thriller? Ein postmodernes Spiel mit den Versatzstücken des Film noir? Der Film fasziniert nicht nur durch seine visuelle Komposition und durch die Leistung seiner Hauptdarsteller Bill Pullman ("Während du schliefst", "Independence Day"), Patricia Arquette ("Fast Food Nation", "Flirting with Desaster") und Robert Loggia ("Die Ehre der Prizzis"). Wichtige Kunstmittel sind auch das Tondesign und der ungewöhnliche Soundtrack, beide werden von David Lynch konsequent als erzählerisches Mittel eingesetzt. Neben David Bowie, Lou Reed, Marilyn Manson und den Smashing Pumpkins ist auch Rammstein mit zwei Songs zu hören. Die deutsche Band hatte ihre erste CD aufs Geratewohl an David Lynch geschickt, der sich prompt entschied, den düster-teutonischen Extrem-Rock in seinen Soundtrack einzubauen.
(3sat)
Kult-Regisseur David Lynch schuf einmal mehr ein geniales Gesamtkunstwerk, das sich durch eine bloße Inhaltsbeschreibung nur unzulänglich erfassen lässt. Einen cineastischen Mikrokosmos aus ineinander verschlungenen Motivsträngen, aus vielfachen Doppelungen und Kontrasten, der seine eigene Logik entwickelt und sich simplen Deutungsmustern entzieht. Am 21. Mai 2017 kehrt die Murder-Mystery-Serie "Twin Peaks" von Mark Frost und David Lynch auf die Bildschirme zurück. Nach über einem Vierteljahrhundert wird die Fortsetzung der ersten beiden Staffeln gezeigt, so wie es das Mordopfer Laura Palmer dem Zuschauer einst versprochen hatte.
(3sat)