Eine deutsche Familiengeschichte: Die Eltern tragen Nazi-Uniformen und tanzen Polonaise. Der Sohn terrorisiert seine Frau und den schwulen Enkel "Kid Joe". Dazwischen eine Horde Zombies. Die Lebenden Toten treffen auf die Widergänger der deutschen Geschichte. Christoph Schlingensief, in Personalunion Regisseur, Autor und Kameramann, nimmt den Zuschauer in seinem Spielfilm "Menu Total" mit auf einen wilden Parforce-Ritt durch einen surrealen Alptraum, der provokant und komisch ist. In nur zwölf Tagen in der Nähe von Mülheim im Ruhrgebiet gedreht, nutzt der Film den desolaten Look verlassener Kohlezechen und verfallener Gebäude für einen tabulosen Zitate-Reigen, der sich beim Bildfundus zweit- und drittklassiger Exploitationfilme ebenso bedient wie bei der Ästhetik des deutschen Expressionismus. Sein Trash-Menu mit Horror-, Krimi- und Slapstick-Zutaten, untermalt mit einem Jazz-Soundtrack von Helge Schneider, der auch "Kid Joe" spielt, verweigert sich den Erzählkonventionen und schmeckt nicht jedem: "Menu Total" (1986) ist ein Film, der bestenfalls affektiv betrachtet werden kann, weil er keiner kontinuierlichen Narration folgt. Er erwies sich als schwer verdaulich und begründete den Ruf Christoph Schlingensiefs als Enfant terrible. Im Forum des jungen deutschen Films bei der 36. Berlinale sorgte er für einen Skandal.
(3sat)