Weiterer Titel: Zapped
Originalpremiere: 25.01.2016
08.12.2016
Deutsche TV-Premiere: 17.03.2017 (arte)
FSK 12
Frank Zappa - Komponist, Musiker, Bandleader, Produzent, Nonkonformist und dazu Autodidakt - war eines der größten Musiktalente des 20. Jahrhunderts. Seine exzentrischen, unverblümten, bisweilen unverhohlen satirischen Werke reflektieren die Weltgeschichte von fast vier Jahrzehnten. Mit scheinbarer Leichtigkeit riss Zappa die Mauern sämtlicher musikalischer Genres ein, bewegte sich ganz selbstverständlich zwischen sogenannter Unterhaltung und Hochkultur. Er machte Pop, Jazz oder Rock, elektronische oder Neue Musik, sogar große Orchesterwerke komponierte er. Viele Jahrzehnte lang war er die gleichermaßen brillante wie kompromisslose Kritikerstimme der Musikbranche. Er verband beißenden Humor mit politischem Scharfblick. Hinter seiner manchmal grenzwertigen Menschenverachtung verbarg sich große Hochachtung vor den kulturellen Errungenschaften menschlicher Zivilisation und der unerschütterliche Glaube an die Ideale von Meinungsfreiheit und Demokratie. In Wirklichkeit war er nicht nur das "Enfant terrible", als dass man ihn sehen wollte, sondern ein sanftmütiger und besonnener Geist. Er war ein revolutionärer Denker, der die Grenzen der Musik sprengte, aber auch zutiefst konservativ in seinen Werten, Patriot und im Glauben an die Institution Familie. "Eat That Question - Frank Zappa in His Own Words" ist eine temporeiche Hommage, ausschließlich erzählt anhand von Archivmaterial aus 30 Jahren Zappa als Musiker im Betrieb des US-Entertainment. Indem der Film seltene TV-Interviews mit zahlreichen Auftritten überall auf der Welt gegenüberstellt, ergründet er Frank Zappas unkonventionellen und respektlosen Umgang mit den Medien, sein unbändiges Streben nach Erkenntnis, seinen Hang zur charismatischen und bisweilen arrogant wirkenden Selbstinszenierung ohne Rücksicht auf seine Außenwirkung. Zappa, der sich seit Beginn seiner musikalischen Karriere mit der Presse angelegt und sie gegen sich aufgebracht hatte, nutzte mehr als andere Musiker jede Gelegenheit, die Medien und ihre Mechanismen bloßzustellen - oder selbst für sich zu nutzen. Er verstand es, seine Themen zu platzieren. Seine bitteren Bemerkungen über Staat und Religion, Musikindustrie und Jugendkultur hinterlassen ein bewegendes, soziopolitisches Bild seiner Zeit. Das Bildmaterial mit Zappas Auftritten, lange in den Sender-Archiven in Vergessenheit geraten und von Thorsten Schütte in jahrelanger Beschäftigung wieder hervorgeholt, verweist auf die großen Stationen einer einzigartigen Karriere. Das Ergebnis ist ein vielschichtiges Portrait eines der wahrscheinlich ungewöhnlichsten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Obwohl Zappa 1993 mit gerade einmal 53 Jahren an Prostatakrebs starb, sind seine Haltung und Vorstellungen ebenso wie seine Musik noch immer lebendig. Sein Lebensziel: die Zuhörer aus der Massenkonformität befreien! - Diese Idee ist aktueller denn je.
(SWR)