Jamie Oliver: The Naked Chef: Kochen ohne Limit

Mit der BBC-Serie The Naked Chef hat Jamie Oliver bewiesen, dass die englische Küche viel besser als ihr desolater Ruf ist. Seine Rezepte sind ein gelungener Mix aus Hausmannskost und aparten Kombinationen, die dem After-work-Koch im Traum nicht einfallen. Alles ist nachkochbar, sowohl für den Kochfan als auch für den Dosenravioli gewöhnten Anfänger. Und das tatsächlich nach Feierabend, denn Jamies Curries, Nudeln mit Pancetta und Pastinaken oder Schweinefilet auf Rhabarber verlassen sich auf den Geschmack der guten Zutaten und verlangen keine ewig währenden Vorbereitungs- und Kochzeiten.

Die DVD bietet sechs Folgen, wahlweise auf Englisch oder Deutsch zu sehen. Jamie nimmt uns mit zu Ginaro, seinem ersten Boss, und uns erwartet "Beim Italiener" ein italienisch-englisches Menü. Bei der "Beach Party" geht's flott zu, neben Picknickbrot gibt es Lachs in Zeitungspapier gebraten -- bleibt genug Zeit zum Volleyballspielen und Surfen. "Weihnachten zu Hause": Jamie stellt uns seine Familie vor. Die traditionellen Weihnachtsgerichte kocht Mutter Oliver daheim, doch ist das Fest mit Stubenküken mit Kräuterfüllung wunderbar eingeläutet. Tim aus Deutschland taucht relativ überraschend bei Jamie auf. Grund genug, bei der "Party für einen Freund" ein schnelles Fischgericht zu zaubern.
Jamies Freundin Jools lernen wir bei der Vorbereitung zu einem Zug mit ihren Freundinnen durch die Londoner Clubs kennen. Während die "Girls, girls, girls" am frühen Abend noch kalorienbewusst Risotto mit Erbsen und Shrimps essen, darf es in den frühen Morgenstunden durchaus ein fettes gebratenes Frühstück mit Würsten sein. Nach einer tollen Nacht folgt "Ein toller Tag". Jamie stockt seinen Vorrat an eingelegten Chilischoten auf, geht Kartfahren und bastelt spontan für seine Kumpel Carpaccio und Nudelsalat.

Jamie ist Headchef und kein bisschen cheffy, er plaudert über gutes Essen wie über Fußball oder die Charts. Obwohl er Wert auf ausgewählte Zutaten legt, kommen auch tiefgefrorene Erbsen ins Essen, ist schließlich für zu Hause, da kreuzt ja nicht der Michelin-Verkoster auf. Und auf diese lockere Art ist Jamie Oliver wahrhaft der Popstar unter den Köchen geworden: Teenies finden ihn süß, er ist absolut schwiegermuttertauglich und selbst Anti-Olivers, denen das Kumpelgehabe auf den Geist geht, erkennen seine Kochkunst an. Clipartig geschnitten, mit guter Musik, sympathisch persönlich und dem "new gent" der Küche -- The naked Chef ist ein absoluter Volltreffer, drei Stunden sind wirklich nicht genug! --Christina Kalkuhl
Die Ausstattung der DVD ist leider nicht ganz so cool wie die Show selbst. Außer der Wahl zwischen Originalversion und Synchronfassung gibt es ein Mini-Interview und die Möglichkeit, die Rezepte, nach Menüfolge sortiert, einzeln anzuwählen -- eine eher sparsame Angelegenheit. Auch findet sich keine geschriebene Version mit genauen Mengenangaben für die Rezepte auf der DVD oder im Booklet. Nachkocher, die nicht direkt vom Bildschirm abkochen können, müssen zu Stift und Zettel oder zum Kochbuch (Genial kochen mit Jamie Oliver) greifen. Ein bisschen mehr Service hätte hier drin sein können. --Christina Kalkuhl