Die Nibelungen: Original Soundtrack

Eine gute Zusammenstellung mit mittelalterlicher Musik, Gothic, Metal und Celtic-/Folkrock untermalt das von SAT:1 in üblicher Bescheidenheit als "TV-Event des Jahres 2004" beworbene Fantasy-Epos. Für den 20 Millionen Euro teueren Zweiteiler um Held und Herzensbrecher Siegfried hat Regisseur Uli Edel (Die Nebel von Avalon) allerdings das 1500 Jahre alte Nibelungenlied, welches Richard Wagner zu seiner berühmten Über-Oper Der Ring der Nibelungen und J.R. Tolkien zu Der Herr der Ringe inspiriert hat, "zum locker-flockigen Actionmärchen umgebogen" (TVSpielfilm).

Die Soundtrack-CD umfasst dreizehn Acts (plus ein Paar Score-Beiträge), von denen drei mit zwei Liedern vertreten sind. Den mystisch-düsteren Auftakt liefern E Nomine. Das Markenzeichen des deutschen Band-Projektes ist ein Mix aus monumentalen Beats und Chören mit den bekannten Synchronstimmen von Hollywood-Schauspielern. Danach bringen Blackmore's Night ihren gefällige Folkpoprock zu Gehör. Ihn prägt der Gesang von Candice Night (Gattin des Ex-Deep-Purple-Gitarristen Ritchie Blackmore). Das bayerische Sextett Schandmaul setzt beim dramaturgisch abwechslungsreich strukturierten "Drachentöter" seinen deutschen Text in ein schwungvolles, mittelalterliches Arrangement -- Schlagzeug, Violine, Dudelsack und Flöte inklusive. Therion, ein schwedisches Trio, spielt Metal mit symphonischen und choralen Elementen. Die fünf Faun aus München machen mittelalterliche Musik, welche bei "Prolog/Andro" von Dudelsack sowie Drehleier geprägt ist und an einen alten Tanz erinnert. Das Bodybuilder-Poser-Quartett Manowar gibt sich zu Beginn seines "Valhalla/Swords In The Wind" noch sanft und akustisch, doch dann mündet das Ganze in ihrem bekannten, schwerfälligen (Klischee-)Metal. Diesen gibt es anschließend in der Gothic-Variante von den finnischen Nightwish (mit Streichern plus Bläsern). Within Temptation, ihre holländischen Konkurrenten im gleichen Genre, präsentieren sich im Anschluss "weniger affektiert und dafür stimmungsvoller" (WOM-Magazin) sowie ganz getragen. Das Ich, ein Duo aus Berlin mit Underground-Status, rahmt seine deutschen Texte in elektronisch-symphonische Sounds. Corvus Corax indes sind der populärste Act der mittelalterlichen Spielmannskunst. Iced Earth aus Florida, deren traditioneller Metal mittlerweile der ehemalige Judas-Priest-Sänger Tim "Ripper" Owens" prägt und die ein Faible für historische Begebenheiten haben, steuerten das rasante "The Reckoning" aus ihrem Album The Glorious Burden (2004) bei. Überhaupt ist die Mehrzahl der Songs auf diesem Soundtrack aktuellen Datums. Das gilt auch für das Bielefelder Quartett Xandria, deren Ballade "Eversleeping" aus Ravenheart (2004), ihrem zweiten Silberling, stammt. Nicht zu vergessen: die beiden Auszüge des symphonischen Scores von Ilan Eshkeri (Colosseum: A Gladiator's Story), den das London Metropolitan Orchestra aufgenommen hat. Zum Ausklang gibt es die Film-Ballade "Lebenslicht", welche die durch diverse Pokemon-Lieder bekannte Regensburger Sängerin/Synchronsprecherin Barbi Schiller interpretiert.

Wem also mittelalterliche Musik und Gothic-Klänge in vielen Facetten gefallen, der wird 78 Minuten und 31 Sekunden lang bestens bedient. Thomas Hammerl