Werner Schneyder: Die Unternehmungen des Herrn Hans.

Und wer ist nun der Herr Hans? Er ist mittelgroß, mittleren Alters, mit Mittelschulbildung, arbeitet bei mittlerem Einkommen in mittlerer Position einer Mittelindustrie und bewohnt eine mittelteure, mittelgroße Wohnung in einer Mittelstadt. Totaler Durchschnitt also, ein Kleinbürger, dessen sämtliche Unternehmungen, da raus zu kommen, enden, wie sie enden müssen: komisch. Ob er sich als Zauberkünstler übt oder versucht, mit seiner durchaus raffinierten Grete richtig zusammenzuleben, ob er eine Gehaltserhöhung anstrebt, die Oper besucht oder einen Ball, ob er allerlei Ausgleichssport oder eine Eroberung probiert, eine Geschäftsreise unternimmt oder in eine Demonstration gerät - alles verläuft nach den vertrackten Gesetzen, die allein für den Herrn Hans zu gelten scheinen. Schneyders Trick dabei ist es, diesen Allerwelts-clown mit Standardtypen zu umgeben und ihn in Allerweltssituationen agieren und scheitern zu lassen, wie jeder von uns sie alltäglich erlebt.
Die Szenenfolgen, d. h. die glücklosen Unternehmungen des Herrn Hans, sprudeln nur so von Einfällen. Wer Sinn für intelligente, satirisch-sarkastische Prosa mit einem guten Schuß liebevollem Humor hat, wird im Herrn Hans einen entfernten Vetter des Soldaten Schwejk und des Don Quichotte erkennen. Schneyder selbst sieht das so: "Ein Alltagsclown, entstanden aus meiner frühen Begeisterung für Jacques Tati. Kein realistisches Buch, sondern eine Satire, aber eine melancholische Satire, weil ich ja selbst viel mehr als ein Satiríker ein Melancholiker bin"