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Hermann Müller, Jahrgang 1905, wuchs Anfang des vergangenen Jahrhunderts im Sauerland auf. Der Vater war Forstbeamter, der Sohn trat in den Dienst der ersten Demokratie auf deutschem Boden, der Weimarer Republik. Als Offiziersanwärter verschlug es den Jungen aus der Provinz bis ins wilde Berlin, dem Vergnügungszentrum der Zwanziger Jahre. Er genoss die neue Lebenslust der Zeit in vollen Zügen. "Leicht Leben" hieß die Devise. Tanz, Musik und neue Moden sollten Krieg und tristen Nachkriegsalltag nach dem Ersten Weltkrieg vergessen machen. Man tanzte Charleston, die Frauen schnitten sich die Haare zum Bubikopf - eine Provokation. Aber getanzt wurde auf dem Vulkan, Inflation und Massenarbeitslosigkeit führten zu politischer Radikalisierung von links und rechts. Die Gesellschaft der jungen Demokratie bewegte sich im Spannungsfeld zwischen Sehnsucht nach Liberalität und der Sehnsucht nach der "guten alten Zeit". Präsident Hindenburg wurde als Ersatzkaiser empfunden. Auch Hermann Müllers Vater trauerte der Monarchie nach.
(Phoenix)
Länge: ca. 15 min.