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Der Film "Frauen an der Ruhr" sorgte bei seiner Erstausstrahlung im Dezember 1967 für Furore. Der "Spiegel" berichtete z.B.: "Das Deutsche Fernsehen hat wieder schwarz gesehen: "Was sich der Westdeutsche Rundfunk da geleistet hat", schimpfte der nordrhein-westfälische CDU-Vorsitzende Josef Hermann Dufhues auf dem Landesparteitag in Bochum, "das ist ja geradezu heiratsschädigend für unsere Mädchen an der Ruhr." Die Leistung des WDR: ein jüngst gesendeter Dokumentarfilm über "Frauen an der Ruhr". Die Revier-Damen, die TV-Autor Ernst Ludwig Freisewinkel beobachtete, waren keine "fröhlichen Teenager mit hübschen Beinen und Näschen" (Freisewinkel), es waren arbeitende, alte oder verzweifelte Kohlenpott-Bewohnerinnen." Heutzutage würde man sich viel mehr daran stören, dass Freisewinkel mit versteckter Kamera und verstecktem Mikrophon gearbeitet hat. Die damalige Rechtssituation erlaubte es jedoch, Aufnahmen, die auf diese Weise gemacht wurden, im Fernsehen, also in der Öffentlichkeit zu zeigen. Heutzutage müsste nach solchen Aufnahmen jede darin vorkommende Person schriftlich ihr Einverständnis geben, bevor die Aufnahmen ausgestrahlt werden. Ohne diese Einverständniserklärung läge ein klarer Rechtsbruch vor. Wenn man jedoch - sofern man das überhaupt kann - von diesem aus heutiger Sicht vorliegenden Verstoß gegen das Persönlichkeitsrecht der dargestellten Frauen absieht, muss man anerkennen, dass Freisewinkel ein sehr eindringliches, packendes und lebensnahes Porträt von damaligen Frauen aus allen möglichen Schichten gelungen ist. So war das Leben damals nicht nur für Frauen im Ruhrgebiet - ob es Josef Hermann Dufhues gefällt oder nicht.
(ARD alpha)