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Dreimal klingelte Peter M. an Jessicas Wohnungstür, weil das Kind nicht zur Schule kam. Doch keiner öffnete. Als bekannt wurde, dass die Eltern das Mädchen verhungern ließen, brach für den Sonderpädagogen der Schulbehörde eine Welt zusammen. Er kündigte seinen Job. Sein Kollege Rüdiger Scharrenberg ist geblieben. Er weiß, dass die Menschen im Hamburger Problemstadtteil Billstedt ihn brauchen. Täglich zieht der Schulberater durch die tristen Hochhausschluchten am Stadtrand und macht Hausbesuche. Dann spricht er mit Schulschwänzern und deren Eltern, mit Kindern, die im Klassenzimmer randaliert haben oder mit jugendlichen Gewalttätern, die ihre Mitschüler auf dem Pausenhof brutal zusammenschlugen. Der 45-jährige Familienvater ist immer dann im Einsatz, wenn Schüler, Eltern oder Lehrer Probleme haben. Wenn Scharrenberg nicht unterwegs ist, betreut er in der Beratungsstelle der Schulbehörde ,,REBUS" (Regionale Beratungs- und Unterstützungsstellen) verhaltensauffällige Jugendliche. Dazu gehören auch Kinder, die bereits die Hälfte ihrer Schulzeit geschwänzt haben und als ,,unbeschulbar" abgeschrieben wurden. ,,Kids ohne Hoffnung" nennt der Sonderpädagoge seine Schützlinge und setzt alles dran, sie in ein ,,normales Leben" zurückzuführen. Sie dürfen ihn sogar anrufen, wenn er längst Feierabend hat. ,,Ganz Dienstschluss habe ich nie", sagt er, ,,denn die Angst, dass ein Fall so tragisch enden könnte wie bei Jessica, ist immer da." Thomas Karp gibt einen Einblick in den trostlosen Alltag von Kindern einer Trabantenstadt und stellt einen engagierten Lehrer vor, der trotz aller Widrigkeiten für ihre Zukunft kämpft.
(NDR)