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Lieber Mallorca als Ruhrpott - für den gemeinsamen Lebensabend im sonnigen Süden hatten der 75-jährige Willi Meyer und seine Frau in Deutschland alles aufgegeben. Mittlerweile sind Willis Frau und auch sein bester Freund Pepe schon lange verstorben und ihm sind nur Armut und Einsamkeit im spanischen Altenheim geblieben. Ein sorgenfreier Lebensabend mit Palmen, Sonne, Strand und Sangria - das ist der Traum von etwa 30.000 deutschen Rentnern auf Mallorca. Aber nicht für alle geht diese Vision in Erfüllung. Jeder Vierte von ihnen ist krank, mittellos oder hilfsbedürftig. "Deutsche Rentner in Not" sind für den 70-jährigen Spanier José Rodriguez alltäglich. Als ehrenamtlicher Helfer für diese Deutschen hat er mittlerweile schon einiges erlebt. Er löst Konflikte mit spanischen Behörden, begleitet Sterbende, sorgt für Kranke, dolmetscht, kümmert sich um Aufenthaltsgenehmigungen, stellt Anträge fürs Sozial- oder Arbeitsamt. Ohne ihn wären viele der älteren Menschen einfach aufgeschmissen. Im Laufe der letzten zehn Jahre ist er so für sie zum "Engel von Mallorca" geworden. Ein Team des NDR begleitet einen Tag lang den ruhelosen Spanier und lernt dabei menschliche Tragödien auf der spanischen Sonneninsel kennen: Für Harro Schorn ist nach 17 Jahren Arbeit auf einer Ferienfinca ein Traum geplatzt. Der 54-Jährige ist unheilbar krank und rund um die Uhr auf fremde Hilfe angewiesen. Jetzt muss er mit 20 Euro Taschengeld im Monat auskommen. Die 64-jährige Jutta Griese sitzt seit zwei Jahren im Rollstuhl - seit dem Sterbetag ihres Mannes Uwe. Sie kommt über den Verlust ihres Lebenspartners einfach nicht hinweg. Er war die treibende Kraft in ihrem Leben. Ohne ihn wäre sie damals nie nach Mallorca gegangen. Das Traumhaus am Meer ist für sie zu einer Falle geworden, die sie wohl nicht mehr lebend verlassen wird. Ähnlich schlimm hat es Mia und Albrecht Schmidt getroffen. Das deutsche Ehepaar hatte alle Ersparnisse zusammengekratzt, um im Alter auf Mallorca zu leben. Aber das Glück auf der Insel dauerte gerade einmal zwei Monate: Albrecht erlitt seinen dritten Schlaganfall und ist seitdem ans Bett gefesselt. Nun will er nur noch eines - lieber in seinem eigenen Bett sterben, als in einem spanischen Krankenhaus. Über zwölf Stunden ist José an diesem Tag auf den Beinen. Selten kommt er vor Mitternacht ins Bett. Und am nächsten Morgen ist für ihn früh um fünf Uhr die Nacht zu Ende. Unermüdlich ist "José - Der Engel von Mallorca" für "Deutsche Rentner in Not" im Einsatz.
(NDR)