Mensch Leute

"Ohne Schwester Margrets Hilfe hätte ich mein siebtes Kind auf der Straße bekommen", erzählt die junge Roma-Frau. Beim Betteln am Stuttgarter Rotebühlplatz bricht die hochschwangere 25-Jährige zusammen. Schwester Margret bringt sie ins Krankenhaus. Streetworker-Nonne, Mutter Teresa Stuttgarts, Helferin für die Gestrandeten der Gesellschaft - Schwester Margret leitet die Franziskusstube und hat viele Menschen vor einem tragischen Ende bewahrt. Ihren Ruf als Retterin der Armen hat sich die Nonne schon früh erarbeitet. In Ihrer Zeit im Kloster Sießen machte die junge Ordensschwester Dienst an der Armenpforte. Wer hier um ein Essen bat, wurde sofort bewirtet. Der Andrang war zeitweise so groß, dass sich die Küche bei ihr beschwerte. Ein Grund, weshalb die Franziskanerin bald in den Außendienst ging? Schwester Margret betreibt bereits seit drei Jahrzehnten eine Obdachlosenstube in Stuttgart. Junkies, Arbeitslose, mittellose Rentner - für viele ist die Franziskusstube die erste Anlaufstelle, wenn es um Essen, Kleidung oder Erste Hilfe geht. Doch für die vielfach mit Preisen ausgezeichnete Ordensschwester ist diese Arbeit offenbar nicht genug. Seit einiger Zeit hat sich die 72-Jährige in den Kopf gesetzt, ein ganzes Roma-Dorf zu retten. Regelmäßig fährt sie in die Slowakei nach Hodejov. Dort unterstützt sie mehrere Familien, den Kindergarten und die Schule. Ganz besonders aber hilft sie der jungen Roma-Frau Erika, die sie in Stuttgart am Rotebühlplatz aufgelesen hatte. Für Erika und ihre mittlerweile acht Kinder hat sie in Hodejov ein Haus gekauft. Sie macht das, worüber viele Politiker reden, Hilfe vor Ort leisten. "Mir geht es um die Kinder, sie sollen dort ein anständiges Leben führen können und nicht in Stuttgart betteln müssen", sagt Schwester Margret und macht sich wieder auf die lange Reise ins Roma-Dorf.