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Gut 13.000 Geflüchtete sind seit Anfang März im Grenzgebiet zwischen der Türkei und Griechenland gestrandet, fast die Hälfte davon Familien mit Kindern. Die Menschen sind zur Verhandlungsmasse im Kräftemessen zwischen der türkischen Regierung und der Europäischen Union geworden. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan droht der EU, den Flüchtlingspakt nicht mehr einzuhalten. Als Reaktion hat Griechenland seine Grenze zur Türkei abgeriegelt. Nicht nur an den Grenzposten, auch entlang des 200 Kilometer langen Flusses Evros patrouillieren Polizei und Militär, ergänzt durch griechische Anwohner als selbsternannte Grenzschützer.Seit 2015 hat sich die Stimmung in der Region gewandelt. Während die Mehrheit der Griechen damals die flüchtenden Menschen noch willkommen hieß und unterstützte, herrschen heute Angst und Überforderung. Seit Anfang März hat die griechische Regierung das Asylrecht ausgesetzt - ein klarer Bruch des EU-Rechts. Rund 90.000 Asylanträge bleiben liegen. Besonders schlimm ist die Situation auf den griechischen Inseln. Mehr als 36.000 Asylsuchende leben hier derzeit in Aufnahmezentren, die ursprünglich für maximal 5.400 Menschen angelegt waren. Die Corona-Pandemie verstärkt die Ängste noch zusätzlich. Während auf Lesbos zwischenzeitlich die Gewalt eskalierte und ein rechter Mob Flüchtlinge und Mitarbeiter von Hilfsorganisationen jagte, ist es aber auf der Ägäis-Insel Samos weitgehend ruhig. Noch. Doch die Anwohner fürchten, dass ihre Insel zum "zweiten Lesbos" werden könnte.
(arte)
Länge: ca. 32 min.