Folgeninhalt
Vor 50 Jahren wurde das Reden im deutschsprachigen Fernsehen zur "Talkshow". Vor 20 Jahren nahmen Anne Will und eine prominente Gesprächsrunde dieses Genre erstmals ausführlich unter die Lupe. Derart unterhaltsam und zutreffend, dass sich eine erneute Ausstrahlung lohnt - vor allem über die heikelsten Gesprächsthemen der deutschen Talkshow: geistige oder körperliche Einschränkungen, Krankheit und Tod. Erst auf dem Umweg über das Reden vom Kranksein, ganz besonders Ende der achtziger Jahre über AIDS, findet auch das Sterben Eingang in die Rederunden. "Ist AIDS showfähig?" lautet also eine Frage, die einstimmig bejaht wird, wenn Abbau von Vorurteilen und Wecken von Hilfsbereitschaft die Motive seien. "Ist der Holocaust showfähig?" lautet eine andere Frage, die spaltet. "Es stirbt die Show im guten Gast", einerseits. Andererseits, was sei das denn für ein seltsamer Mix, wenn am Ende einer Show nach Schauspielerinnen, Sportlern und vielen anderen auch noch ein Mensch "aus dem Holocaust herein gelatscht" komme? Die Gesprächsrunde um Anne Will ist irritiert, sucht bedächtig nach Antworten. Bevor es wieder laut wird beim Reden über jenen Live-Talk am Abend des insgesamt 17 Todesopfer fordernden Amoklaufs im Erfurter Gutenberg-Gymnasium - einem Talk auch mit einem minderjährigen Augenzeugen.
(WDR)
Länge: ca. 60 min.