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595

Druckfrisch

Neue Bücher mit Denis Scheck
D, 2003–

Druckfrisch
Serienticker
  • Platz 2089595 Fans
  • Serienwertung5 90994.67von 9 Stimmeneigene: –
196

Folge 196

Folgeninhalt
Salman Rushdie - Das Interview:

Das erste und einzige lange Fernsehinterview, das der Autor nach dem Attentat gibt, exklusiv für die Literatursendung „druckfrisch“!

Am 12. August 2022 geschah das, was immer im Bereich des Möglichen lag, und doch schockierend unerwartet war: Bei einem Messerangriff wurde Salman Rushdie schwer verletzt. Bis heute ist er auf dem rechten Auge blind und hat kein Gefühl mehr in der Schreibhand. Wie lebt und schreibt ein Mann, dem der Tod seit Jahrzehnten so nah ist?

Seit Salman Rushdie in den USA lebt, also seit mehr als 20 Jahren, schreibt er zweierlei Arten von Romanen. Die einen wie "Wut" oder "Goldenhouse" sind satirische Betrachtungen der gegenwärtigen amerikanischen Realität. Die anderen sind lyrische Erzählungen über sein Heimatland Indien. In seinem aktuellen Roman begibt er sich wieder in die indische Geschichte, übrigens an tatsächlichen historischen Fakten entlang, die er in ein Märchen verwandelt, ein goldenes Gespinst, durch das wir wiederum unsere Gegenwart sehen. Themen wie Migration, Geschlechtergerechtigkeit, Ressourcenausbeutung, religiöser Fanatismus – sie durchziehen dieses Meisterwerk. Schon auf den ersten Seiten von Rushdies „Victory City“ geschieht Unfassliches. Wir sind in Südindien, im 14. Jahrhundert, ein kleines Königreich wird besiegt und die Frauen des Reiches, frisch verwitwet, machen sich auf den Weg an ein Ufer, schichten einen großen Scheiterhaufen auf und schreiten in die Flammen. Allein die junge Pampa Kampana überlebt – und zieht aus, mit göttlicher Kraft und schier unendlicher Lebenszeit gesegnet, eine Stadt zu gründen. Die Geburt der Stadt ist erst der Anfang einer großen leuchtenden Erzählung, die sich aus so vielen Strängen, Farben und Details zusammenwebt, dass dieser Roman wie ein Literaturkonzentrat wirkt. Die Utopie des friedlichen und nicht-hierarchischen Zusammenlebens muss scheitern, das ist schnell klar, aber der 250 Jahre dauernde Weg in den Untergang der Stadt wiederum ist weit und ausschweifend …

Am 22. Oktober 2023 wird Salman Rushdie schwer bewacht in der Frankfurter Paulskirche den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels entgegennehmen. Mit Denis Scheck spricht er über die seit 1989 über ihm schwebende Fatwa, den Umgang mit der Todesangst, über die Macht der Literatur und seinen aktuellen Roman „Victory City“.

Terézia Mora: Muna oder Die Hälfte des Lebens: Im fatalen Strudel: Der neue Roman der Georg-Büchner-Preisträgerin lässt eine junge DDR-Bürgerin nach dem Mauerfall das Glück in ganz Europa suchen. Ein großer Entwurf über Ambivalenz und Umbrüche, die Abgründe von Liebesbeziehungen und kathartisches Schreiben.

Terézia Mora wurde 1971 im ungarischen Sopron geboren, lebt seit dem Mauerfall in Berlin und veröffentlicht seit 1999. 2013 wurde sie für „Das Ungeheuer“ mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet, zehn Jahre später steht sie wieder auf der Shortlist. Terézia Mora lässt in ihrem neuen Roman zum ersten Mal eine weibliche Ich-Erzählerin auftreten und begleitet sie von ihrem knapp 18. bis zu ihrem 40. Lebensjahr. Muna ist begabt und euphorisch, neugierig und blauäugig. Und sie steht auf einer wackeligen Basis, mit einem verstorbenen Vater und einer trinkenden Mutter. Im Jahr des Mauerfalls lernt sie ihre große Liebe kennen und verliert sie sofort wieder. Sieben Jahre nach der einzigen Nacht mit Magnus trifft sie ihn in Berlin wieder – der Beginn einer jahrelangen gewalttätigen Beziehung. Erst als Muna das eigene Schreiben entdeckt, hat sie eine Chance, sich aus der giftigen Liebe zu lösen. Tröstlich ist nichts in Terézia Moras neuem Roman, und doch liest man ihn wie in einem Rausch.

Im Gespräch mit Denis Scheck erinnert sich die Autorin an ihre eigene Zeit in Berlin nach 1990, spricht über toxische Beziehungen und ihre ambivalente Heldin Muna.

Die Empfehlung von Denis Scheck: Alan Garner: Treacle Walker. Übersetzt von Bernhard Robben: Alan Garner ist ein ausgemachter Heimatdichter, fast alle seine Werke spielen im Nordwesten Englands in der Grafschaft Cheshire, wo er geboren wurde und aufwuchs. In „Treacle Walker“ erzählt Alan Garner die Geschichte einer Freundschaft zwischen dem Lumpensammler Treacle Walker und einem kleinen Jungen namens Joseph Coppock, der allein in einem großen Haus lebt und eine Augenklappe trägt wie ein Pirat. Er sei „schwachsichtig“, sagt Joseph Coppock über sich selbst, aber der Lumpensammler Treacle Walker belehrt ihn eines Besseren: Er besitze die Gabe der „Glamourie“, könne in zwei Welten gleichzeitig sehen. Joseph Coppocks merkwürdig zeitentrückter Alltag wird von drei Zügen bestimmt, die morgens, mittags und abends an seinem Haus vorbeifahren. Zeitentrückt ist ein gutes Stichwort für dieses herrlich spleenige Juwel von einem Roman, denn das Lebensthema des inzwischen fast 90jährigen Alan Garner ist in der Tat die Zeit. "Il tempo è ignoranza", Zeit ist Unwissenheit lautet denn auch das dem Buch vorangestellte Motto des italienischen Physikers Carlo Rovelli. In der großen Bewährungsprobe, die Joseph Coppock bestehen muss, prallen Mythos und Logos, uralte Legenden, und Quantenphysik, Fantasy und Hightech aufeinander. Entstanden ist so eine ebenso altersweise Erzählung über Fantasie und Wirklichkeit: profund und doch federleicht. „Treacle Walker“ ist ein Sprachfeuerwerk, ach was, eine Sprachorgie – und einer der zauberhaftesten Texte seit Lewis Carolls „Alice im Wunderland“. Wenn Sie wissen wollen, was Britishness in der Literatur ausmacht: Alan Garners „Treacle Walker“ ist ein Schnellkurs in Literarizität und enthält von Jane Austen über Tolkien bis zu Salman Rushdie alles, was die literarische Größe Großbritanniens definiert. So britisch wie Marmite – genial!

Außerdem in der Sendung: ein Geburtstagsstelldichein mit dem US-amerikanischen Starautor Louis Begley, der am 6. Oktober 90 wurde.

Und wie immer: Denis Schecks pointierte Revue der Spiegel-Bestsellerliste, diesmal Sachbuch, musikalisch eingeläutet mit einem Stargast, nämlich Helge Schneider.
(ARD)
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Deutsche TV-Premiere: So, 08.10.2023, Das Erste
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