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Als Lise-Lotte Helene Berta Bunnenberg wird sie 1905 in Bremerhaven an der Nordsee geboren. Kein Name, mit dem man Weltstar werden kann. Die Mutter ist Hausfrau, der Vater fährt als Schiffssteward zur See. Der Vorort Lehe, wo sie ihre Kindheit verbringt, liegt nah am Hafen, wo die Schnelldampfer des Norddeutschen Lloyd nach Amerika abfahren. Wo es nach Teer riecht und nach Tang und die Träume von der weiten Welt reifen, in die der Vater immer wieder auf Ozeanriesen entschwindet. Sie besucht die höhere Töchterschule, verlässt sie aber mit 15. Mit 17 Jahren heiratet sie den Kunstmaler Paul Ernst Wilke und bekommt mit ihm drei Kinder. Doch das Leben als Hausfrau und Mutter füllt sie nicht aus. Sechs Wochen nach der Geburt des jüngsten Sohnes Michael verlässt sie die Familie und geht nach Berlin, um eine Künstlerkarriere einzuschlagen. Als Liselotte Wilke hat sie Erfolg mit Matrosenliedern, aber auch mit Texten von Ringelnatz, Tucholsky und Brecht. Sie erobert als Nachwuchskünstlerin Kabarettbühnen in ganz Deutschland und kommt nach Zürich. Hier begegnet sie der großen Liebe ihres Lebens: Rolf Liebermann, Komponist jüdischer Herkunft. Es ist das Jahr 1933, Hitler hat in Deutschland die Macht ergriffen. Ihre Beziehung steht unter keinem guten Stern. Sie muss die Schweiz verlassen und legt sich den Künstlernamen Lale Andersen zu. Doch sie bleibt mit ihren jüdischen Künstlerfreunden, die in die Schweiz emigrieren mussten, brieflich in Kontakt. Das wird ihr zum Verhängnis. 1942 erhält Lale Andersen Auftrittsverbot. Sie wird unter Hausarrest gestellt. Man droht ihr, sie ins KZ zu bringen. In ihrer Verzweiflung will sie mit einer Überdosis Schlaftabletten Selbstmord begehen. Sie wird gerettet und flieht auf die Nordseeinsel Langeoog, die zu ihrer zweiten Heimat wird. Dort erlebt sie das Kriegsende und hat ihren ersten Auftritt in einer Baracke vor deutschen und kanadischen Soldaten. Nach dem Krieg passen ihre Fernwehlieder wieder in die Zeit. Während die Menschen noch darben, bedienen die Schlager eine Sehnsucht nach Capri, Rio und Hawaii. Mit dem Lied 'Ein Schiff wird kommen' gelingt ihr 1959 noch einmal ein Riesenhit. Lale Andersen macht Tourneen rund um die ganze Welt. Als 'The Original Singer of Lili Marleen' wird sie überall begeistert empfangen. Dass sie an einer unheilbaren Leberinfektion leidet, verdrängt sie lange. Immer öfter braucht sie Blutkonserven, um am Leben zu bleiben. Sie schreibt ihre Lebensgeschichte auf. Es gelingt ihr noch, ihren autobiographischen Roman 'Das Leben hat viele Farben' in ihrer Geburtsstadt Bremerhaven vorzustellen. Dass das Buch ein Bestseller wird, sollte sie nicht mehr erleben.
(Tagesschau24)