Mit dem Zug ...

Korsika ist für viele Menschen die attraktivste Insel im Mittelmeer, ihr Beiname lautet "die Schöne". Die Faszination liegt an ihren Kontrasten: der wilde gebirgige Kern der Insel mit einer ganzen Reihe von Zweitausendern ist gesäumt von großen und kleinen Sandstränden in unzähligen idyllischen Buchten an einem unglaublich blauen Meer. Korsika gilt als Wander- und Badeparadies. Korsika ist nicht nur topografisch reizvoll. Vor über 120 Jahren wurde dank menschlichem Pioniergeist quer über die Insel eine Schmalspurbahn mit spektakulärer Streckenführung gebaut. "U Trinighellu", "der Zitternde", nennt der korsische Volksmund den Zug aufgrund der holprigen Gleise. Auf einer Strecke von mehr als 230 Kilometer verbindet die eingleisige Meterspurbahn die Hafenstadt Bastia an der Ostküste mit der Hafenstadt Ajaccio an der Westküste und mit der Hafenstadt Calvi an der Nordküste. Unzählige Tunnel mussten für die Bahn durch den Fels gebohrt und Viadukte über Täler und Schluchten angelegt werden. Das kühne eisenbahntechnische Abenteuer begann im Jahre 1878 und dauerte gut 20 Jahre, bis die gesamte Bahn befahrbar war. Selbst der große Ingenieur Gustave Eiffel hatte sich damals mit einem Entwurf für die 140 Meter lange und 80 Meter hohe Ponte Vecchio daran beteiligt. Der Film erzählt die wechselvolle Geschichte der korsischen Eisenbahn, deren Schicksal bis in die heutige Zeit recht ungewiss ist. Ein Streik zu Beginn der Dreharbeiten dieses Films zeigt, dass die Korsen um den Fortbestand ihrer Bahn immer kämpfen werden. Sie haben nicht viel Vertrauen zur Führungsetage der SNCF-Tochter CFC, der Chemins de Fer de la Corse. Der "U Trinighellu" führt auf den Schienen über die Insel zu typischen Geschichten auf und über Korsika, zu freilebenden Wildschweinen, zum "ältesten Lebensmittelgeschäft Europas" und zum "kultigsten Wanderweg Frankreichs", dem GR 20. Das Filmteam trifft dabei auf pannenerfahrene Eisenbahner und auf ein Künstlerehepaar, das sich in einem ausrangierten Bahnhof ein Zuhause geschaffen hat. Auch die Musik spielt auf Korsika eine große Rolle: überall in den Dörfern werden die polyfonen Gesänge gepflegt, mündlich überlieferte, mehrstimmige Vokalkunst a capella.