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Bertolt Brecht und Samuel Beckett waren die Antipoden des Theaters nach 1945. Als letzter großer Dichter der Aufklärung aktualisierte Brecht sein Stück "Das Leben des Galileo Galilei", das noch im amerikanischen Exil zur Uraufführung kam, nach dem Schock der Atombombe auf Hiroshima und Nagasaki. Zurück in Deutschland gründete er in Ostberlin sein eigenes Theater: Das Berliner Ensemble, das neue Maßstäbe für die internationale Szene setzte. In dieser Zeit begann auch der Aufstieg Becketts, 1953 wurde "Warten auf Godot" uraufgeführt. Beckett verkörperte den radikalen Gegenentwurf zum politisch engagierten Theater Brechts: Er verwandelte die ästhetischen und geschichtlichen Erfahrungen des Jahrhunderts in reines, existentielles Spiel. Brecht und Beckett wurden mit ihren Inszenierungen zu Ikonen ihrer Zeit. Erst das neue Regietheater trat aus dem Schatten der beiden Künstler heraus, indem die Regisseure selbst immer mehr zu "Autoren" der Szene wurden.
(3sat)