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Von ihren Zeitgenossen wird die in Frankfurt am Main geborene Bettina von Arnim (1785 - 1859) als ein flatterhaftes, sprunghaftes Wesen beschrieben. Ihre produktive Zeit als Schriftstellerin fällt in die Zeit des Vormärz in Deutschland, als nach der Niederlage Napoleons der Adel die politische Macht wieder an sich reißt. Proteste und Demonstrationen der Bevölkerung werden teilweise blutig niedergeschlagen. Die Dichter und Künstler der Zeit haben einen schweren Stand. Da taucht Bettina von Arnim auf und redet und schreibt von "Rechten der Menschheit" und von "Massenelend" in Bezug auf die frühe Industrialisierung. Sie spricht die sozialen Missstände offen an. Damit erregt sie Aufsehen und fällt als Frau aus der Rolle. Bettina von Arnim stammt aus einer adligen Familie in der Lombardei. Ihre Vorfahren, die sich zum Teil in Offenbach und dann in Frankfurt am Main niederließen, verstanden sich auf den Handel. Im Hause der Brentanos mangelt es weder an weltlichen Gütern noch an künstlerischen Inspirationen. Die Familie verkehrt mit den Goethes. Im Salon von Bettinas Großmutter, Sophie von La Roche, verkehren die geistreichsten Köpfe der Zeit und Umstürzler, die für die Sache der sozialen Gerechtigkeit eintreten. Bettina findet schon als junges Mädchen eine enge Beziehung zur Mutter von Johann Wolfgang von Goethe. Die Beschäftigung mit Goethe wird einen großen Teil von Bettinas literarischem Ruf ausmachen und beeinflusst die Romantik. Ihr wohl wichtigstes Buch "Goethes Briefwechsel mit einem Kinde" erscheint 1835, da ist Bettina gerade 50 Jahre alt geworden. Das Buch ist in der Form eines Briefromans geschrieben, der Briefwechsel mit Goethe ist von Bettina dafür stark bearbeitet worden. Sie begegnet Goethe zum ersten Mal 1807 in Weimar und verliebt sich in den um 36 Jahre älteren Dichter. Sie selbst ist 22 Jahre alt und unterschreibt ihre Briefe an ihn gern mit "Dein Kind". In dieser literarischen Projektion idealisiert sie Goethe und hebt ihn auf ein unerreichbares Podest. Dem Geheimrat ist diese Schwärmerei eher unangenehm und er beantwortet ihre Briefe nur äußerst knapp. Als Goethes eifersüchtige Frau Christiane bei der Ausstellung eines unbedeutenden Künstlers ins Schwärmen verfällt, geraten Bettina und sie in einen Streit. Frau Goethe wird handgreiflich, Bettina wehrt sich mit den Worten: "Christiane, Sie sind eine wahnsinnige Blutwurst." Darauf verbietet Goethe Bettina von Arnim und ihrem Ehemann sein Haus.
(ARD-alpha)