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Neue Wege in Klosterbuch An der Freiberger Mulde in Klosterbuch nehmen Elsbeth und Jürgen Pohl Menschen in schwierigen Lebenssituationen auf und helfen. Manchmal jedoch werden ihre "Jungs" wieder rückfällig, so der 23-jährige David. Im Tal der Freiberger Mulde in der Nähe von Leisnig liegt verträumt der kleine Ort Klosterbuch. Der Regionalzug, der hier vorbeifährt, hält nur bei Bedarf. Gegenüber dem alten Zisterzienserkloster gibt es einen denkmalgeschützten Fachwerk- und einen 'Archehof'. Hier leben und arbeiten Jürgen und Elsbeth Pohl. Der Landwirt und die Dozentin haben 2001 das 150 Jahre alte Fachwerk-Ensemble gekauft und mit vielen Helfern ein Refugium für Menschen und Tiere geschaffen. Menschen in schwierigen Lebenssituationen finden hier für einige Zeit, manche für immer, ein neues Zuhause. In zwei Vereinen werden gemeinsam unterschiedliche Projekte realisiert. Elsbeth Pohl hat eine eigene Firma und berät andere Firmen bei der Einrichtung von behindertengerechten Arbeitsplätzen. Auf dem Fachwerkhof leitet sie den Verein 'Begreifen'. Menschen mit einer schweren Vergangenheit oder mit Behinderungen finden hier Hilfe. Jan klopft an Elsbeths Tür. Er ist 29, trinkt, seit er neun Jahre alt ist, später kamen Drogen dazu. Er war im Kinderheim und nach einer Karriere als Kleinkrimineller im Strafvollzug. Vor einigen Wochen hat er sich bei einem Sturz am Kopf verletzt, die Wunde wurde geklammert und ist seitdem unbehandelt. Jan hat beschlossen, zu versuchen, von den Drogen loszukommen. Elsbeth fragt nach dem Grund. "Bei mir geht es dem Ende zu. Wenn ich so weiter konsumiere, so extensiv, das mache ich nicht mehr lange mit. Und ich will es auch nicht mehr. Wenn ich ein bestimmtes Level habe, habe ich mich nicht mehr unter Kontrolle." Elsbeth hat im Laufe der Jahre ein großes Netz an Kontakten aufgebaut. Meist müssen die Hilfesuchenden schnell in eine medizinische Entgiftung, anschließend in eine Monate dauernde Therapie. Bei Jan ist der erste Schritt die Versorgung der Kopfwunde. Später wird ihm Elsbeth einen Therapieplatz besorgen, bis dahin bekommt er ein Zimmer auf dem Hof, Arbeit, Mahlzeiten und einen Fahrplan für einen Neubeginn. Als Elsbeth vor über zehn Jahren mit dem Projekt begann, kamen im Jahr fünf oder sechs Suchtabhängige auf den Hof, es werden jährlich mehr. Ziel von Elsbeth und Jürgen ist es, die Hilfesuchenden von Alkohol und Drogen wegzubringen und fit für eine Ausbildung oder einen Job zu machen.David ist seit zwei Jahren auf dem Hof, Nancy, seine Freundin, sogar schon länger. Der 23-Jährige nahm Drogen, war als Gewalttäter im Gefängnis. Auf dem Hof geht er Jürgen, so oft es geht, zur Hand. Er möchte Landwirt werden, Jürgen besucht derzeit eine Fachschule, um als Landwirt ausbilden zu dürfen. Bald stehen die Prüfungen an, David soll Jürgens erster Lehrling werden. Doch der hat sich seit Tagen in seiner Wohnung eingeschlossen. Die Beziehung zu seiner Freundin Nancy ist gescheitert. Jürgen befürchtet, dass sein Schützling wieder rückfällig geworden ist, und er hat leider Recht. David hat einen Absturz mit der Droge Crystal hinter sich. Jetzt muss er in Therapie. Am selben Tag gibt es auf dem Hof etwas zu feiern. Uwe, früher schwerer Alkoholiker, ist auf den Tag genau seit vier Jahren trocken. Er wird den Hof verlassen und in Naumburg ein selbstständiges Leben beginnen. Zur Feier des Tages lädt er alle zu Thüringer Bratwürsten ein. Elsbeth freut sich und wünscht Uwe alles Gute, aber alle denken auch an denjenigen, der am Tisch fehlt. "Der David sitzt heute nicht mit am Tisch, aber wir hoffen, dass er bald wieder dabei ist. Die Hoffnung geben wir nie auf und wir geben auch keinen einzelnen Menschen auf."
(einsfestival)
Länge: ca. 25 min.