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Die Geschichtswissenschaft hat ihre eigene Geschichte, denn sie war nicht immer als wissenschaftliche Disziplin anerkannt. Und bis heute geht man davon aus, dass die Geschichtswissenschaft keine exakte Wissenschaft ist. Liegt das etwa daran, dass sich das Verhalten des sonderbaren Wesens Mensch nicht vorhersehen lässt? Oder daran, dass der Historiker die Geschichte analysiert und gleichzeitig Teil derselben ist? Raphaël Enthoven diskutiert diese Fragen mit seinem Gast, dem promovierten Historiker Nicolas Offenstadt. Um die Geschichtsschreibung genauer zu untersuchen, ziehen sie Schriften des Philosophen Raymond Aron heran. Dieser fragte: "Wie kann ich als Franzose, als Jude, der in einen bestimmten Moment des historischen Werdens hineingestellt ist, das Ganze erkennen, von dem ich selbst nur ein winziger Teil bin?" Und genau darin liegt das Problem: Lässt sich die Geschichte überhaupt objektiv betrachten, wenn das betrachtende Subjekt Teil derselben und notwendig von ihr beeinflusst ist? Der historische Streifzug führt vom 19. Jahrhundert über die Zeit des Ersten Weltkriegs und die 30er Jahre bis in die Gegenwart - von Rousseau, Nietzsche, Hegel, Bloch bis hin zu Orwell. Dabei erörtert die Sendung den Begriff des Historizismus, die Anbiederung bedeutender deutscher Historiker an die Nationalsozialisten sowie die aktuelle Frage, wie unsere heutigen Gesellschaften mit ihrer Vergangenheit umgehen.
(arte)
Länge: ca. 30 min.