Folgeninhalt
Sie war die Königin der Lüfte, ein Wunderwerk der Technik, ein fliegender Superlativ. Als die Concorde am 25. Juli 2000 nur wenige Minuten nach dem Start in der Nähe von Paris auf einem Hotel zerschellte, waren unter den 113 Todesopfern 97 Deutsche. Viele von ihnen hatten eine Kreuzfahrt gebucht, die von New York aus in die Karibik gehen sollte. Der Flug mit der Concorde sollte der erste Höhepunkt einer wunderbaren Reise werden. Ein einzelnes Metallteil auf der Startbahn, das die linke Tragfläche beschädigte, verursachte das verheerende Unglück, das niemand überlebte. Als der Düsseldorfer Christian Schwarz-Schier die Fernseh-Bilder von dem fürchterlichen Unglück sieht, wehrt er sich gegen die schreckliche Wahrheit. Die Wahrheit ist: Seine Eltern sind mit der Concorde abgestürzt. Trotzdem: "Ich habe nicht begriffen, dass diese Bilder mich betreffen könnten. Ich saß vor dem Fernseher, und für mich war diese Katastrophe eine Fernseh-Katastrophe. Es war wie ein Film, den ich mir ansah. Das alles passierte in einer Außenwelt, die mit meinem Inneren nichts zu tun hatte." In den Monaten danach hat er den immer gleichen Traum: es klingelt an der Tür, seine Eltern stehen vor ihm und berichten, wie schön es auf der Kreuzfahrt war. Rolf Siegel aus Holzwickede weiß, dass an diesem 25. Juli zwei Concordes nach New York fliegen sollen. Er weiß aber nicht, in welcher von beiden seine Frau sitzt. Von der Concorde-Lounge in Paris aus hat Erika Siegel noch am späten Vormittag mit der Familie telefoniert. Der Abflug verzögere sich, teilte sie mit. Am frühen Nachmittag erfährt Rolf Siegel vom Unglück in Paris. Erst der Schock, dann die Hoffnung: Gemeinsam mit seinem Sohn versucht er, an Informationen zu gelangen. Doch weder die Fluglinie noch die deutsche Botschaft können Auskunft geben, ob Erika Siegel zu den Todesopfern zählt. Ihr Sohn Thomas Siegel erinnert sich mit Schrecken: "Teilweise wussten die Leute, die wir da angerufen haben, noch nicht einmal, dass ein Flugzeug abgestürzt ist. Es war unerträglich." Andras Kisgergely ist ein so genannter Planespotter. Der junge Mann aus Ungarn reist kreuz und quer durch Europa und fotografiert Flugzeuge. Am 25. Juli 2000 ist er in Paris auf dem Flughafen Charles de Gaulle. Als er die brennende Concorde vom Himmel fallen sieht, drückt er auf den Auslöser. Am nächsten Tag ist das Foto weltweit auf fast jeder Zeitungs-Titelseite. Aber Andras ist nicht im geringsten stolz darauf. Er ist schockiert. Nicht nur über den Absturz, auch über sich selbst. Denn statistisch gesehen ist die Wahrscheinlichkeit verschwindend gering, Augenzeuge eines Flugzeugabsturzes werden zu müssen. Dieser 25. Juli hat sich förmlich eingebrannt in die Erinnerung der Menschen. Auch WDR-Intendant Tom Buhrow, Chefredakteurin Sonia Mikich, damals ARD-Korrespondentin in Paris, und der ehemalige Verkehrsminister Reinhard Klimmt erinnern sich noch ganz genau, wenn man sie fragt: "Wo warst Du, als die Concorde abstürzte?"
(WDR)
Länge: ca. 30 min.