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Manfred L. lebte jahrelang sehr gut mit seinem Blutverdünner. Dann verschrieb ihm sein Internist ein neues Präparat. Der 74-Jährige bekam Hautausschlag, schlechte Nierenwerte und Nasenbluten. Auf Anraten seiner Hausärztin setzte er das neue Medikament sofort ab, seitdem ist alles wieder in Ordnung. "45 Min" zeigt, wie Ärzte auf Kongressen beeinflusst werden, schildert die mitunter gesundheitsgefährdenden Folgen bei der Verschreibung neuer Medikamente, spricht mit Staatsanwälten, niedergelassenen Ärzten und der AOK. Nur die Vertreter der Pharmaindustrie waren bis zum Redaktionsschluss nicht bereit, vor der Kamera Auskunft zu geben.Manfred L. hatte seinem Internisten vertraut. Was er nicht wusste: Das neue Präparat ist 18-mal teurer als sein altes Medikament.Neue Medikamente, so Kritiker, würden oft mit aller Macht von den Pharmaunternehmen auf dem Markt gedrückt und mithilfe einiger Ärzte den Patienten verschrieben, nicht immer zu deren Vorteil.Vom Einfluss der Pharmaindustrie auf die Ärzteschaft berichtet dieser Film. NDR-Autor Klaus Balzer hat u. a. einen Anästhesisten-Kongress auf Sylt besucht. Mehr als 1000 Mediziner wurden schon am Eingang vom wuchtigen Infostand eines Pharma-Riesen empfangen, mit Werbegeschenken. Kugelschreibern, Taschen, Schreibblöcken - alles versehen mit dem Aufdruck eines Medikaments, an das sich die Ärzte in der Praxis erinnern sollen. Viele Ärzte griffen zu.'Man darf die Wirkung dieser Werbekampagnen nicht unterschätzen', warnt Prof. Arnold Ganser, Chefarzt für Onkologie in der Medizinischen Hochschule Hannover. Er selbst hat sich früher auch von Pharmaunternehmen zu Kongressen einladen lassen, bis er merkte, dass dahinter ein fragwürdiges System steckt. Mittlerweile engagiert Ganser sich in der pharmakritischen Mediziner-Organisation MEZIS ('Mein Essen zahl ich selbst'). Pharmavertreter haben auf seiner Station keinen Zutritt mehr.
(Tagesschau24)
Länge: ca. 45 min.