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In keinem anderen Land der Welt gibt es so viele Tierarten zu entdecken, wie in Madagaskar. Da deren Lebensräume dramatisch schrumpfen, müssen sich die Forscher mit der Entdeckung beeilen. Dirk Steffens erkundet die schroffen Schönheiten der Insel jenseits von Afrika - auch unter der Erde. Er begegnet exotischen Bewohnern und klettert bis in die Wipfel der Regenwälder auf den Spuren seltener Tiere, die es vielleicht bald schon nicht mehr gibt. Auf Madagaskar erwartet den Besucher eine fremdartige Welt, um die sich unzählige Mythen und Legenden ranken. Die Insel liegt vor der Küste Ostafrikas und ist doch so ganz anders. Madagaskar teilt eine längere Geschichte mit Indien als mit dem Nachbarkontinent. Auf der Insel jenseits von Afrika hat sich eine Natur entwickelt, die einmalig ist auf der Welt. Eine bizarre Landschaft prägt den Norden. "Tsingy" nennen die Madagassen die scharfkantigen Strukturen, und meinen damit "wo man nicht barfuß gehen kann". Wie ein Nagelbrett aus Felsennadeln zieht sich die seltsame Formation über Kilometer. Kein Wunder, dass sich so manche Legende um ihre Entstehung rankt. Auch die madagassische Fauna erscheint fremd und hat mit Afrika kaum etwas gemein: Hier leben keine Elefanten, Löwen oder Giraffen. Madagaskar ist Heimat einer ganz besonderen Primatenart: der Lemuren. Etwa hundert Lemurenarten haben die verschiedenen Landschaften Madagaskars erobert. Überraschenderweise leben die nächsten Verwandten der Lemuren - die Loris - weit entfernt in Indien und Südostasien. Der gemeinsame Ursprung dieser besonderen Primaten war Forschern lange ein Rätsel. Die Suche nach der Wurzel der Tiere führt auf einen abenteuerlichen Eroberungszug. Der Osten Madagaskars ist von einem dichten Regenwald bedeckt. Tagsüber ist der Wald erfüllt von einem seltsamen Gesang. Die lauten Rufe der Indris sind kilometerweit zu hören. Die Anatomie dieser Lemurenart erinnert sehr an eine menschliche Gestalt. Vermutlich deshalb erzählen die Madagassen, der Mensch sei ein Bruder des Indri. Die Indris stehen deshalb unter besonderem Schutz. Ganz anders ergeht es einem kleinen nachtaktiven Lemur: Der AyeAye gilt als das hässlichste Tier der Welt. Für die Madagassen ist er ein böser Geist: Wem ein AyeAye begegnet, dem droht ein Unglück. Dabei sind diese Lemuren selbst sehr scheu. Von ihren tagaktiven Verwandten in die Nacht verdrängt, mussten sie besondere Strategien entwickeln, um zu überleben. Doch nicht nur die Tierwelt wirkt fremd auf Madagaskar. Die Reisterrassen, die das Hochplateau Madagaskars prägen, erinnern mehr an Südostasien als an Afrika. Neueste Forschungsergebnisse bestätigen die Vermutung vieler Forscher: Die Urbevölkerung Madagaskars stammt tatsächlich aus Südostasien, und sie hat die Kenntnis vom Reisanbau mitgebracht. Vor weniger als 1200 Jahren erreichte eine kleine Gruppe von Indonesien aus die neue Heimat. Madagaskar gehört damit zu einem der letzten Flecken auf der Welt, den Menschen besiedelten. Doch wie war es den Urmütter und Urvätern der Madagassen möglich, die Seereise von mehr als 7000 Kilometern zu überstehen? Den ersten Siedlern muss Madagaskar wie das Paradies vorgekommen sein. Der Regenwald im Osten bietet viel Nahrung. Doch besonders wertvoll war eine Nahrungsquelle, die gleich am Strand bereit lag: riesige Vogeleier. Zur Zeit der ersten Siedler lebte ein sagenumwobener Vogel auf der Insel: der Elefantenvogel. Doch schon bald nach der Ankunft der Menschen starb er aus. Heute zeugen nur noch wenige Spuren von dem einst mächtigen Bewohner. So exotisch Madagaskar auch erscheint, findet sich auf der Insel doch vieles, das uns vertraut ist: Im Norden kultivieren die Menschen ein Gewürz, das in keiner Küche Europas fehlen darf: Vanille. Madagaskar ist Hauptlieferant dieser aromatischen Pflanze weltweit. Doch deren Kultivierung ist enorm aufwendig: Per Hand müssen die Blüten der Vanilleorchidee bestäubt werden, damit sie Samenkapseln bildet - die begehrten Vanilleschoten. Die Bestäubung geschieht per Hand, denn es fehlt in Madagaskar ein natürlicher Bestäuber. Die Vanille ist fremd auf der Insel. Nur in ihrer ursprünglichen Heimat Mexiko lebt das Insekt, das ihre Blüte bestäuben kann.
(ZDF)
Länge: ca. 45 min.