Nachtcafé

Alleinsein wird oft als wohltuend und befreiend erlebt, doch das Gefühl von Einsamkeit ist fast unerträglich. Entscheidend ist, ob die Situation freiwillig gesucht oder von außen auferlegt wurde. Aus der Isolation herauszukommen und Anschluss zu finden, ist oft gar nicht so leicht. Wer beispielsweise schon im Babyalter weder Zuwendung noch Zuverlässigkeit erfahren hat, der sehnt sich zwar meist sehr nach Nähe und Gemeinsamkeit, doch die Umsetzung ist durch die Prägung häufig schwierig. Oft bleibt der Wunsch nach dauerhafter Beziehung unerfüllt. Ganz anders empfinden diejenigen, die ganz bewusst alleine und fernab jeder sozialen Anbindung leben. Für diese Menschen bedeutet es Glückseligkeit, keinerlei Verpflichtungen und Bindungen eingehen zu müssen und auch keine Erwartungen erfüllen zu müssen. Wie viel Alleinsein bekommt dem Menschen? Kann es auch ein Zuviel an zwischenmenschlicher Beziehung geben? Wie schafft man es, Bindungsängste zu überwinden? Antworten bei Michael Steinbrecher im "Nachtcafé". Die Gäste im Studio: Mehr als 30 Jahre galten Musical- und Operettenstar Dagmar Koller und der langjährige Wiener Bürgermeister Helmut Zilk als das Society-Traumpaar Österreichs. Doch vor sieben Jahren musste sich die Sängerin für immer von der Liebe ihres Lebens verabschieden. "Mein linkes Standbein ist die Familie, mein rechtes mein Freundeskreis. So kann ich auch weiterhin durchs Leben gehen", sagt Stefan Kovac. Wie wichtig ein verlässliches Umfeld ist, wurde dem 29-Jährigen auf tragische Weise bewusst, als vor drei Jahren ein Badeunfall alles veränderte. Auf ein verlässliches Umfeld konnte sich René Münch noch nie stützen. Geboren in einem Stasi-Gefängnis und aufgewachsen in einem DDR-Kinderheim waren Schläge und Erniedrigungen Teil seiner grausamen und lieblosen Kindheit. "Einsamkeit ist in unserer Gesellschaft auch heute noch das Tabuthema schlechthin. Aber es erwischt jeden irgendwann mal im Leben", so Dr. Eva Wlodarek. Die Diplompsychologin sieht Einsamkeit aber keinesfalls als unausweichliches Schicksal. Ihre Sehnsucht nach Zweisamkeit hat Susanne Zejewski-Dützer auf einer kleinen Papierrolle niedergeschrieben und ins Meer geworfen. Die "message in a bottle" blieb nicht unbeantwortet. Hans Anthon Wagner wohnte jahrelang gemeinsam mit seiner Ehefrau unter einem Dach. Doch sein Drang nach Freiheit wurde immer stärker. Und so zog der ehemalige Werbegrafiker vor mehr als 40 Jahren in einen knapp vier Quadratmeter großen Schäferkarren.