"Endlich schreiben können…, was Journalismus jetzt bedeutete das war ein Traum". Mit der Aufbauhilfe der WestBerliner "tageszeitung" beginnt in den Räumen des ZK der SED in der NochHauptstadt der DDR ein junges OstTeam von enthusiastischen Amateuren das umzusetzen, was zuvor in diesem Land unmöglich war. Zwei DDRKunstwissenschaftler, Jürgen Kuttner und André Meier, sind die federführenden Journalisten, die das Vertrauen ihrer WesttazKollegen bekommen, dieses Projekt umzusetzen. Selbstbestimmt, beherzt und noch sehr analog. Die Macher der eigenständigen Osttaz geraten jedoch schnell mit ihren Westkollegen aneinander, zu unterschiedlich sind Sozialisation, Selbstverständnis und der Blick auf die Gesellschaft. Was sich bis heute als Gräben zwischen Ost und West manifestiert, war bereits in den wenigen Monaten der Existenz des tazOstablegers erkennbar. Das Schicksal der Zeitung und ihres Teams nimmt seinen Lauf, wenn auch nur einen kurzen. Gründungsmitglied Michael Biedowicz sucht die weißen Flecken des Abenteuers "DDRtaz". Er trifft seine ExKolleginnen und kollegen aus West und Ost, erforscht wie sie die dramatische Zeit des Aufbruchs, der Euphorie und eines "allumfassenden" Streits erlebt haben und stößt dabei auf einige damalige Missverständnisse. Die knapp drei Monate der Existenz der Zeitung im spannenden Jahr 1990 nehmen vorweg, was den gesamten Wiedervereinigungsprozess ausmachen sollte: die Träume und Illusionen eines Neubeginns und die spätere Ernüchterung, die sich hier im Beitritt der OstKollegen ins erprobte WestModell der taz manifestiert. Die Dokumentation ist ein spannendes Stück Pressegeschichte, als Zeitungen noch mit Schreibmaschine, Papier und Schere gemacht wurden, aber noch nicht um ihre Relevanz fürchten mussten.
(rbb)
Länge: ca. 45 min.
Deutsche Streaming-Premiere: 03.10.2023 (ARD Mediathek)
Deutsche TV-Premiere: 25.10.2023 (rbb)
Cast & Crew
- Drehbuch: Michael Biedowicz