Jérôme Clément-Wilz sagt über die Entstehung seines Dokumentarfilms: "Man ist kein Opfer, man wird dazu gemacht. Es ist ein komplexer Vorgang, den ich sechs Jahre lang gefilmt und aus der Ich-Perspektive geschildert habe. Jahrelang musste ich den großen, bösen Wolf fernhalten. Nun zwingt mich die Justizmaschinerie, die Dinge zu benennen. Die Erinnerungen kommen zurück und ich muss mit meinem neuen Selbst zurechtkommen, denn bislang war ich zweigeteilt. Mein Kopf blendete den geschändeten Körper aus. Ich habe vom Tag der Strafanzeige bis zum Tag der Urteilsverkündung gefilmt. Doch da ist noch ein anderes Problem: Zwischen Vergewaltiger und Opfer ziehen sich konzentrische Kreise aus Angehörigen und Freunden. Er sitzt im Gefängnis, aber mit den anderen werde ich weiter zu tun haben. Wer von ihnen hatte einen Verdacht, schaute aber weg? Wer wusste Bescheid, wollte aber nichts lostreten? Ich filme meine Eltern und befrage das soziale Umfeld in meiner Stadt. Was ich dabei entdecke, ist viel schlimmer, als ich es mir vorgestellt hatte: Ein Vergewaltiger handelt nie allein. Er wird durch ein Netzwerk aus Feigheit geschützt. Die Übergänge zwischen Nicht-wahrhaben-wollen und Mittäterschaft sind fließend. Die Frage ist: Wie soll ich angesichts dessen weiterleben? Wie soll ich soziale und familiäre Kontakte pflegen? Soll ich zum Maschinengewehr greifen oder versuchen, mir eine Zukunft aufzubauen? In all meinen Filmen thematisiere ich vergehende Zeit, Beziehungen und die Entfaltung der Psyche. In ,Das ist mein Körper' habe ich versucht, mich so zu zeigen wie die Personen aus meinen anderen Dokumentarfilmen: mit all meinen Fehlern und Kehrtwenden. Opfer werden heutzutage oft nur in Schwarzweiß dargestellt: Sie sind entweder Helden oder Lügner, für immer verpfuscht oder resilient, Mahner oder Märtyrer. Ich wollte ihnen eine Gegenwart zurückgeben. Denn man ist kein Opfer, man wird dazu gemacht."...
(arte)
Länge: ca. 59 min.
Deutsche TV-Premiere: 06.10.2025 (arte)
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Cast & Crew
- Regie: Jérôme Clément-Wilz
- Drehbuch: Jérôme Clément-Wilz
- Produktion: Dan Weingrod, Squawk, Kidam, Région Nouvelle-Aquitaine, Bordeaux Métropole, Société des Producteurs de Cinéma, de Télévision, Angoa-Agicoa, Juliette Guigon, Patrick Winocour
- Produktionsfirma: ARTE France, CNC - Centre National du Cinéma et de l'image animée
- Musik: Maxence Dussère
- Kamera: Jérôme Clément-Wilz, Boris Lévy
- Schnitt: Aël Dallier Vega, Julie Lena
- Regieassistenz: Eugénie Gaubert