Deutsche TV-Premiere: 20.12.2015 (Bayerisches Fernsehen)
Ein filmisches Porträt des Jahrhundert-Tenors Nicolai Gedda , der im Alter von 91 Jahren gestorben ist. Nicolai Gedda zählt zu den außergewöhnlichsten Sängern des 20. Jahrhunderts. Mehr als 50 Jahre lang reüssierte der schwedische Tenor russischer Abstammung auf den Opern- und Konzertbühnen der Welt, gab international gefeierte Liederabende und spielte rund 200 Schallplatten ein, die heute als Jahrhundertaufnahmen gehandelt werden. Ein unverwechselbares, silbrig schimmerndes Timbre, stilsicher mit perfekter Diktion in jedem Fach: Gedda's Stimme war ein lyrischer Tenor mit ausgesprochen guter und leichter Höhe. Das hohe C und das für in Adams Oper "Le Postillon de Lonjumeau" geforderte hohe D bereiteten ihm keinerlei Schwierigkeiten. In mehr als 100 Rollen hat er bis 2001 auf der Bühne gestanden, dabei schien diese Weltkarriere trotz musikalischem Elternhaus nicht selbstverständlich: Nicolai Gedda war Angestellter in einer Bank in Stockholm. Erst nach einem Gespräch mit einem Bankkunden kann er seinen Plan umsetzen, seine Stimme ausbilden zu lassen. Kaum drei Jahre nach der ersten Gesangsstunde feierte Gedda sein Debüt als Chapelou und wurde damit auf einen Schlag bekannt. Zu dieser Zeit trat auch der mächtige Plattenproduzent Walter Legge in sein Leben, der einen jungen Sänger für "Boris Godunow" suchte. Das Plattendebüt mit Mussorgsky katapultierte ihn in eine Karriere, deren Langlebigkeit ihresgleichen sucht. 1953 engagierte Herbert von Karajan Gedda für "Don Giovanni" an die Mailänder Scala; von da an war er in zahlreichen Aufführungen und Schallplattenproduktionen musikalischer Partner der bedeutendsten Sängerinnen aus der goldenen Ära des Operngesangs: etwa Elisabeth Schwarzkopf, Victoria de Los Angeles, Maria Callas, Joan Sutherland, Mirella Freni oder Beverly Sills. Gedda war ungemein vielseitig und hatte mehr Raritäten im Repertoire als manch ein Superstar-Tenor Hauptrollen. Seit dem Beginn seiner Karriere hat sich Gedda neben umfangreicher Opernliteratur auch mit Liedgesang, Unterhaltungsmusik, Operette, sowie der Musik der russisch-orthodoxen Liturgie - dem Erbe seiner Kindheit und Herkunft - beschäftigt. Gedda gab seinen letzten Liederabend in Wien, noch 2003 und 2004 sang er kleine Partien in Gesamtaufnahmen von "Turandot" und "Idomeneo". Über das Geheimnis seiner langen Karriere meint er bescheiden: "Ich war fleißig, das ist alles." Vor zu schweren Rollen in jungen Jahren und allzu vielen Auftritten hat er sich gehütet. Geddas kluge Karriereplanung, seine phänomenale Technik und Disziplin sind auch im 21. Jahrhundert wegweisend für eine geglückte Sängerlaufbahn.
(BR Fernsehen)
gezeigt bei: BR-Klassik (D, 2009)
Cast & Crew
- Regie: Michael Beyer