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Eine Reportage von Tatjana Mischke und Karin de Miguel Wessendorf Sie kämpfen für den Klimaschutz und wollen, dass Gesellschaft, Wirtschaft und Politik endlich konsequent handeln. Den Autobahnausbau der A49 quer durch einen intakten Mischwald und ein Wasserschutzgebiet wollen sie stoppen. Bis zu 200 Aktivisten aus ganz Europa campieren im Dannenröder Forst in Zelten und Baumhäusern, um sich der Rodungsmaschinerie in den Weg zu stellen. Die Klimabewegung hat sich über Grenzen hinweg organisiert, denn der Kampf um den Dannenröder Forst steht exemplarisch für das Ringen um die Frage, wie Klimaschutz, Lärmschutz und prosperierende Wirtschaft zu vereinbaren sein werden. Aufhalten können sie das Projekt nicht, aber Aufmerksamkeit schaffen für ihr Anliegen, Verkehrspolitik neu zu denken. Die 25-jährige Joschik hat früher Politik studiert. Jetzt lebt sie in einem selbstgezimmerten Baumhaus in 20 Metern Höhe. Im Sommer wie im Winter harrt sie hier aus, ernährt sich von Lebensmittel-Spenden oder Resten aus Supermarkt-Containern. Joschik weiß, dass sie Gesetze bricht. Aber für den Kampf um das Erreichen der Klimaziele ist sie bereit, auch ins Gefängnis zu gehen. Unterstützt werden die jungen Aktivisten von Anwohnern und einer Bürgerinitiative, die auch mit den hessischen Grünen hart ins Gericht gehen. Hitzige Diskussionen sind vorprogrammiert. Auf der anderen Seite des Konflikts steht Thomas Groll, Bürgermeister der Stadt Neustadt. Schon seit Jahrzehnten hoffen die lärmgeplagten Bürger seiner Stadt auf eine Entlastung vor allem vom Schwerlastverkehr. Durch Neustadt, wie durch andere Ausweichstrecken, fahren die Laster Tag und Nacht. Durch die bessere Anbindung erwartet der Bürgermeister aber auch eine Stärkung der regionalen Wirtschaft und eine bessere Infrastruktur für Pendler. Mit dem Start der Rodungsarbeiten im November 2020 eskaliert der Konflikt. Mehrere tausend Polizisten aus dem ganzen Bundesgebiet werden eingesetzt, um die Protestcamps zu räumen. Es kommt zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, Festnahmen und Verletzten. Die Reportage begleitet Waldbesetzer und Unterstützer, aber auch Polizei, parlamentarische Beobachter und Autobahnbefürworter während der vier Wochen der Räumung.
(hr-fernsehen)
Länge: ca. 33 min.