Seen auf dem Dach der Welt

Uvs Nuur, der Drachensee der Mongolen. Der Uvs Nuur ist für die Mongolen mehr als nur ein See. Schon bei den Reitern Tschingis Khans galt er als Heimstatt von Geistern und Drachen. In gewisser Weise flößt der See den Menschen bis heute Respekt ein. Der Uvs Nuur ist fünf Mal größer als der Bodensee, aber es gibt kein einziges Boot an seinen Ufern. Das größte Gewässer der Mongolei liegt in der nördlichsten Gebirgssenke Zentralasiens. Obwohl rund um diese Senke bis zu 4.000 Meter hohe Berge aufragen, ist sie selbst nahezu eben und der See ist nirgendwo tiefer als 20 Meter. Der Uvs Nuur liegt im Nordwesten der Mongolei, direkt an der russischen Grenze etwa 800 Meter über dem Meeresspiegel. Allerdings ist er weiter als jeder andere See auf diesem Planeten von den Weltmeeren entfernt. "Auch deshalb ist der Uvs Nuur der See mit dem interessantesten Wetter der Welt", sagt die Meteorologin Baatar Gantsetseg. Er liegt ziemlich genau in der Mitte der asiatischen Landmasse, 759 Meter über dem Meeresspiegel. Noch kontinentaler ist das Klima nirgendwo. Kein Gewässer unterliegt extremeren Temperaturschwankungen. Im Winter sind Temperaturen um minus 40 Grad Celsius normal, es wurden auch schon minus 58 Grad Celsius gemessen. Im Sommer erwärmt sich das Uvs Nuur Becken, und es werden Temperaturen von plus 40 Grad Celsius und mehr erreicht. Damit gehört der Uvs Nuur, je nach Jahreszeit, sowohl zu den kältesten als auch den wärmsten und Gebirgsseen. Der Uvs Nuur schafft einzigartige Feuchtgebiete innerhalb der großen Seensenke, die bis in die autonome Republik Tuwa in Russland reicht. Bei einer Fahrt rund um den See kann man alle Ökosystemtypen Zentralasiens finden: Feuchtgebiete, Wüsten, diverse Steppenformationen und Waldtypen, Flüsse, Süßwasserseen, alpine Lebensräume und ewige Schneefelder. Die grasbestandenen Gebiete werden seit Jahrtausenden von Nomaden genutzt, die mit ihren Gers, den mongolischen Jurten, hier ihre Sommerlager aufschlagen. Jacks, Kamele, Schafe, Ziegen und Pferde finden reichlich Nahrung am Ufer des Uvs Nuur.