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Ganz Deutschland ist von einem Städtenetz überzogen. Neben den zehn großen Metropolen beheimatet unser Land Hunderte von Klein- und Mittelstädten. Und 85 Prozent von uns Deutschen leben heute in diesen Großstädten, Städten und Städtchen. Aber warum lieben wir es, uns in solchen Ballungsgebieten zusammenzudrängen? Die erste Staffel der "Terra X"-Reihe "Deutschland von oben" hat von den Zuschauern großen Zuspruch erfahren. Auch in der zweiten Staffel schauen wir aus der Luft auf Deutschlands Städte - und entlocken ihnen die ungewöhnlichsten Perspektiven und manche Geheimnisse. Bei der Fahrt mit dem einzigen deutschen Zeppelin etwa. An Bord: eine Mission des Forschungszentrums Jülich, das die Schadstoffe und ihre Verteilung in der Atmosphäre vom Luftschiff aus misst. Ist die Luft über Frankfurt oder über der weltgrößten Chemiefabrik von BASF in Ludwigshafen tatsächlich schlechter als im Schwarzwald oder in Freiburg? Aus der Luft identifiziert der Luftbild-Archäologe Klaus Leidorf die verschütteten Überreste der ältesten Stadt Deutschlands. Das oberbayerische Manching, in der Nähe von Ingolstadt, war die Großstadt der Kelten. Bis zu 10 000 Menschen lebten hier in der Eisenzeit - mehr als in irgendeiner Stadt nördlich der Alpen. Klaus Leidorf kann bis heute Teile der sieben Kilometer langen Stadtmauern des alten Manching nachweisen. Schon in der Eisenzeit waren die Städte der Ausgangspunkt von Wohlstand und Kultur. Doch warum verschwand das alte Oppidum von Manching, das später die Römer übernahmen, für Jahrhunderte von der Bildfläche? Fast alle unsere Großstädte sind in alten Zeiten gewachsen, zur Zeit der Römer oder im hohen Mittelalter, und sie haben ihre Stellung über Jahrhunderte verteidigen können. Römer-Gründungen wie Köln oder Mainz wuchsen in ihrem heutigen Bauplan entlang der römischen Garnisonsstraßen. Städte wie Bamberg oder Münster blieben über mehr als tausend Jahre wichtige Bischofssitze. Hafenstädte wie Bremen, Hamburg und Duisburg am Rhein kämpften über die Jahrhunderte um ihren Verkehrszugang zum Meer und stellten sich immer wieder neu auf die immer größeren Schiffe ein. Im Ruhrgebiet erfinden sich die einstigen Stahl-Giganten Dortmund und Essen nach der De-Industrialisierung gerade neu und werden zu Magneten für junge Leute. Städte scheinen hartnäckig wie alte Bäume zu sein - und aus der Luft sieht man ihre Wachstumsringe. Aber was führt dazu, dass wir über Jahrhunderte an denselben Orten bleiben, auch wenn die alte Anziehungskraft der Städte gar nicht mehr nachvollziehbar ist? Und wann wird ein Ort zur verlassenen Goldgräberstadt, wie einst Manching? Durch den Blick aus dem Himmel hinab lassen sich solche Fragen beantworten. Aber auch ganz andere Phänomene erkennt man aus der Vogelperspektive. An welchen Plätzen beispielsweise begraben wir in den Städten unsere Toten? Wie kaum eine andere Stadt lässt die Millionenstadt Köln von oben auch ihre Stadt der Toten erkennen. Die radikalsten Umbrüche in deutschen Städten hat der Bombenkrieg verursacht. Hamburg, Dresden, Köln und Dortmund, Nürnberg oder Stuttgart wurden zwischen 1943 und 1945 dem Erdboden gleichgemacht. Danach mussten Bürger und Stadtväter entscheiden, wie viel sie vom alten Wirrwarr wieder aufbauen - oder ob sie auf dem nahezu gleichen Stadtplan eine moderne Stadt neu erstehen lassen wollten. Nürnberg oder Münster bauten Teile ihrer mittelalterlichen Altstadt nach - in vereinfachter Form, aber doch mit Erfolg. Andere deutsche Städte wurden insgesamt am Reißbrett geplant und aus dem Boden gestampft: Planstädte wie Karlsruhe, Mannheim oder Freudenstadt von baufreudigen badischen Königen, Retortenstädte wie Wolfsburg oder Eisenhüttenstadt von den beiden deutschen Diktaturen. Im Wachstum aller großen Städte aber sind heute die Planungsquadrate zu sehen, ob in Berlin oder München. Die Moden und Verirrungen der Stadtplanung sind aus der Luft überall zu erkennen und manchmal zu spüren. In Berlin etwa lassen sich aus der Luft unterschiedliche Wärmezonen verschiedener Stadtgebiete präzise messen. Wegen der Gebäuderiegel heizen sich im Sommer manche Stadtteile um satte fünf Grad mehr auf als andere Bezirke. Das Weltkulturerbe von Bamberg, das auf seinen sieben Hügeln als das deutsche Rom gilt, oder Bremen, das als die englischste Stadt Deutschlands und von Städteforschern als "lebenswerteste Stadt Deutschlands" eingestuft wird, sind dagegen nicht nur aus der Höhe betrachtet eine einzige Augenweide. Das Ebenmaß des Zufalls und der maßvollen Bauregeln ergibt offenbar das, was uns heute am Bild unserer Städte besonders fasziniert. Das wie aus dem Mittelalter in unsere Zeit gespülte Nördlingen in Schwaben, einst freie Reichsstadt, ist dabei die perfekte Zeitreise. "Deutschland von oben 2" begibt sich auf Städtereise durch und übers ganze Land. Aus dem Blickwinkel der Vögel präsentiert sich vermeintlich Altbekanntes neu und unerwartet. Aufwändige Animationen und eindrucksvolle Zeitraffer sowie die fachliche Kommentierung von Deutschlands führendem Städteforscher, Prof. Hartmut Häußermann, ergänzen die magische Bilderwelt dieser außergewöhnlichen Dokumentation, die Millionenstädte und Städtchen überraschend anders erleben lässt.
(ZDF)
Länge: ca. 45 min.