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TV-Kritik/Review: Serienpreview: "Add a Friend"

Erste deutsche fiktionale Pay-TV-Serie startet - von Roger Förster
(18.09.2012)

Felix (Ken Duken) liegt im Krankenhaus. Einziger Außenkontakt: sein Computer.
Felix (Ken Duken) liegt im Krankenhaus. Einziger Außenkontakt: sein Computer.


Felix (Ken Duken) blinzelt benommen, wacht im Krankenhaus auf. Einige flapsige Sprüche des Arztes später weiß der Profi-Fotograf, dass er von einem Auto angefahren wurde. Sein Knie scheint stark lädiert zu sein, auch der Kopf hat schon bessere Tage erlebt. So bleibt ihm nichts anderes übrig, als das Krankenhausbett zu hüten. Kontakt zu Bekannten und Verwandten hat er vor allem über seinen Computer. Überhaupt scheint das Leben aller Protagonisten von  "Add a Friend" ein einziger Google Hangout zu sein. Ob Arbeitsgespräche, Elternkontakte oder das Durchsetzen von Erziehungsmethoden - alles wird online abgehandelt.

"Add a Friend" betritt deutsches Fernseh-Neuland. Erstmals wurde ein fiktionales Serienformat für einen Pay-TV-Kanal entwickelt. TNT Serie scheint viel Vertrauen in das Projekt zu haben: Noch vor dem Start der ersten Staffel wurden zehn weitere Episoden bestellt. Dabei birgt das inszenatorische Konzept durchaus Gefahren. Wo Streitigkeiten, Flirts und berufliche Herausforderungen primär über Bildschirme kommuniziert werden, könnte schnell Langeweile aufkommen. Immerhin kennt jeder internetaffine Mensch der heutigen Zeit solche Situationen: Man redet mit den lieben Verwandten, mit alten Freunden oder mit der Fernbeziehung in Übersee über Gott und die Welt. Ist "Add a Friend" also nur ein Spiegelbild sozialer Alltagskommunikation der Internetgeneration? Das Autorenduo Sebastian Wehlings und Christian Lyra geht hier den etwas zu einfachen Weg, einige Figuren so stereotyp erscheinen zu lassen, dass Konflikte vorprogrammiert sind. Da wäre Felix' bester Freund Tom (Friedrich Mücke) , der als wurzelloser, spielsüchtiger und frauenvernaschender Schleimer ständig vor dem Abgrund steht. Noch zweckgebundener kommt dessen Chef Marc Münchberger (Ralph Herforth) daher. Der wirkt als wandelndes Bankerklischee so unsympathisch, dass man ihm seine Krawatte fröhlich zum Mittagessen in den Hals stopfen will. Als Sympathieträger fungiert eindeutig der bettlegerische Fotograf Felix. Er ist nett (= schafft Vertrautheit), unschuldig angefahren worden (= Opferrolle) und hängt immer noch an seiner Jugendliebe (= Schmusepotenzial).

Tom (Friedrich Mücke) freut sich über jede Abwechslung - sei es Poker oder die Frau vom Chef
Tom (Friedrich Mücke) freut sich über jede Abwechslung - sei es Poker oder die Frau vom Chef

Dass die Serie trotz dieser klar umrissenen Figuren nicht in Telenovela-Sumpfgebiete abdriftet, ist der zackigen Inszenierung und der Spielfreude der Schauspieler zu verdanken. Als Vorteil erweist sich hier ausgerechnet die eingangs so kritisch beäugte besondere Kommunikationsform. Die Online-Gespräche, die der Zuschauer meist aus der Perspektive einer der Protagonisten wahrnimmt, schaffen Intimität. Wenn sich die mysteriöse Vanessa (Emilia Schüle) bei Felix meldet und ziemlich unverhohlen mit ihm flirtet, sieht man sie aus seiner Perspektive - schöner Nebeneffekt: Vanessa flirtet so auch mit dem Zuschauer. Überhaupt bleibt die Kamera in vielen Momenten nah an der Figur: Nicht so virtuos wie in Julian Schnabels "Schmetterling und Taucherglocke", aber dennoch erfrischend anders beginnt die Pilotfolge mit einer Einstellung, die wie aus den Augen des verunglückten Felix heraus gefilmt wirkt. Komisch wird es auch an einigen Stellen, wobei nicht immer klar ist, ob die Autoren Wert auf feinfühlige Situationskomik oder auf Brachialhumor legen wollen. So wechseln sich schöne Kabbeleien zwischen den ständig aufeinander hockenden Eltern mit Geschichten über vom Zimmernachbarn als Schamhaarentferner missbrauchten Rasierern ab. Um im Comedy-Genre nicht beliebig zu wirken, ist eine klar erkennbare Linie wichtig, die in den beiden ersten Episoden nicht immer sichtbar wird.

Unangenehm könnte dem ein oder anderen die exzessive Nutzung von Product Placement aufstoßen. Auf allen Computern - immerhin essentielle Bestandteile des Serienkonzeptes - blitzt ein wohlbekannter angebissener Apfel auf. Die Online-Unterhaltungen finden ausschließlich bei Google statt. Das mag gezwungen aussehen, ist aber bei kleineren Serien mit geringem Budget durchaus von Vorteil. Durch die entstandenen finanziellen Kapazitäten war es möglich, namhafte Darsteller wie Ken Duken ("Zweiohrküken"), Ralph Herforth ("Bang Boom Bang") oder Friedrich Mücke ("Friendship!") zu verpflichten, was für Aufmerksamkeit sorgt. Außerdem ist Wiedererkennungswert garantiert: Wenn Felix mit dem Mauszeiger minutenlang um den Button für die Freundschaftsanfrage an seinen aus den Augen verlorenen Schulschwarm Julia (Friederike Kempter) kreist, fühlt man sich an eigene ähnliche Erlebnisse erinnert.

"Add a Friend"erfindet das Rad nicht neu. Auch wenn die Online-Kommunikation innovativ wirkt, schlussendlich bleibt ein Hangout auch nur ein Gespräch. Um über einen längeren Zeitraum hinweg zu funktionieren, müssen daher weitere Mittel gefunden werden, die den Zuschauer bei der Stange halten können. Dass die Diskussionen Missverständnisse und Unterschlagungen beinhalten, dass online hemmungslos geflirtet und gestritten wird, dass keine der handelnden Personen ein reales Treffen in Betracht zu ziehen scheint, all das kann man den Autoren abnehmen. Allerdings sollte einigen Charakteren mehr Substanz und Glaubwürdigkeit verliehen werden, will man nicht Gefahr laufen, zu nah am Seifenoper-Abgrund zu navigieren. Lust auf mehr macht das Pay-TV-Experiment mit frischen Ideen aber allemal.

Dieser Text basiert auf Sichtung der ersten zwei Folgen von "Add a Friend".

Meine Wertung: 3/5

© Alle Bilder: TNT Serie

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