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TV-Kritik/Review: Case Histories

TV-Kritik zum BBC-Krimi auf ZDFneo - von Marcus Kirzynowski
(23.09.2013)

Privatdetektiv Jackson Brodie (Jason Isaacs) greift ungelöste Kriminalfälle wieder auf.
Privatdetektiv Jackson Brodie (Jason Isaacs) greift ungelöste Kriminalfälle wieder auf.


Endlich ist der Alte tot - das ist die Haltung, mit der die mittelalten Schwestern Julia und Emilia Land das Haus ihres Vaters ausräumen. Bis sie in seiner Schreibtischschublade die Plüschmaus ihrer vor Jahrzehnten spurlos verschwundenen kleinen Schwester Olivia finden. Der Fund reißt alte Wunden wieder auf: Was hatte der Vater mit dem plötzlichen Verschwinden des kleinen Mädchens zu tun? Zufälligerweise hilft auf dem Nachbargrundstück der Schwestern gerade Jackson Brodie (Jason Isaacs) der ältlichen Nachbarin - und der ehemalige Kriminalbeamte arbeitet als Privatdetektiv.

Der Titel der britischen Serie  "Case Histories" ist als Wortspiel zu verstehen - es geht nicht nur um Fallgeschichten: Neben der Frage, was mit Olivia Land geschah, widmet sich Brodie in der ersten Doppelfolge noch zwei weiteren Fällen, an denen die Polizei bereits gescheitert ist und die für diese eben im wörtlichen Sinne schon Geschichte sind. Da ist zum einen die Tochter des Rechtsanwalts Theo Wyre, die einem mysteriösen Eindringling im väterlichen Büro buchstäblich ins gezückte Messer gelaufen ist - und zwar von hinten, so dass der Täter gar nicht wusste, dass sie ihm gefolgt war. Während Vater und Polizei davon ausgehen, dass der Bewaffnete eigentlich Theo töten wollte und deshalb eine Verbindung zu einem von dessen Mandaten haben muss, schlägt Brodie bei seinen Ermittlungen einen anderen Weg ein: Er fragt sich, warum die Tochter Laura an ihrem ersten Tag als Praktikantin in der Kanzlei ihres Vaters dem Fremden überhaupt gefolgt war. War er für sie vielleicht gar kein Fremder? Und dann ist da noch Shirley, die ihre Nichte wiederfinden will, um die sie sich gekümmert hat, nachdem ihre Schwester wegen des Mordes an deren Ehemann verurteilt worden war. Auch diese Tat liegt bereits viele Jahre zurück und scheint sich anders zugetragen zu haben, als alle behaupten...

Mit "Case Histories" begann der schottische Ableger der BBC 2011, die Kriminalromane der britischen Autorin Kate Atkinson über das 'Private Eye' Jackson Brodie als TV-Mehrteiler zu adaptieren. In der ersten Staffel basieren jeweils zwei Folgen auf einem der Romane, in der zweiten Staffel stiegen die Macher dann auf abgeschlossene 90-Minüter um. Brodie ermittelt vor ungewöhnlicher Kulisse, in der Küstenstadt Edinburgh. Diese erweist sich, ähnlich wie in dem Independentfilm "Hallam Foe" als höchst pittoreske Filmstadt: Erinnert die Topographie mit ihren ständig auf- und absteigenden Straßen und Wegen an Wuppertal, ist die Jahrhunderte alte Architektur mit der über allem thronenden Burg ungleich malerischer. Brodie selbst ist ein sympathischer Einzelgänger, der niemandem einen Gefallen abschlagen kann, auch wenn sein Honorar eher unsicher ist. Die Arbeit an mehreren Fällen gleichzeitig und ständig zu unmöglichen Zeiten hereinschneiende Klienten lassen ihm wenig Zeit für Privates; seine Tochter Marlee, die bei der Mutter lebt, nimmt er meist gleich mit zu Befragungen. Etwas zu häufig sich wiederholende Rückblenden deuten darauf hin, dass Brodie auch noch ein traumatisches Erlebnis aus seiner Kindheit mit sich herumschleppt; was genau damals passiert ist, wird aber auch nach der dritten Folge noch nicht klar.

Ex-Kollegin und Polizistin Louise Munroe (Amanda Abbington) unterstützt Brodie.
Ex-Kollegin und Polizistin Louise Munroe (Amanda Abbington) unterstützt Brodie.

Zunächst überrascht, wie modern und innovativ die BBC es schafft, das im Kern doch recht konventionelle Konzept, das stark an  "Cold Case - Kein Opfer ist je vergessen" erinnert, umzusetzen. Letztlich handelt es sich ja um nicht mehr als um ein Krimi-Procedural mit eben nicht einem Fall der Woche, sondern drei parallel erzählten. Diese werden aber wesentlich rasanter und technisch origineller in Szene gesetzt als in den altbekannten deutschen Krimiserien. Atemlos hetzt Brodie von Klient zu Klient, vom Tatverdächtigen im einen zu Zeugen aus einem anderen Fall, immer wieder durchbrochen durch Flashbacks und private Szenen. Aufgelockert werden die meist düsteren Fälle dabei von nie zu kurz kommenden humoristischen Momenten, sei es die katzenliebende schrullige Nachbarin oder das etwas bizarr wirkende Verhältnis der beiden erwachsenen Schwestern, das immer noch auf Kinderzimmerniveau festzustecken scheint.

Dass einige Plotelemente zu offensichtlich dem Handbuch "Serienkonzepte für Dummys" entnommen scheinen, fällt in der rasanten Auftaktfolge noch nicht allzu sehr ins Gewicht. So nutzt etwa Brodie sein freundschaftliches Verhältnis zur Ex-Polizeikollegin Louise Munroe (Amanda Abbington), um diese ständig über Interna auszuhorchen oder in den Kripocomputer zu schauen. Dem Gesamteindruck abträglicher ist, dass die Auflösung der Fälle nicht so richtig überzeugen kann. Statt echter Mörder werden hier nämlich gleich drei Mal eher tragische Unglücke präsentiert. Auch, dass einige der Erzählfäden am Ende der ersten Doppelfolge doch noch zusammenfinden, trägt nicht unbedingt zur Glaubwürdigkeit bei.

Auch im nächsten Zweiteiler scheinen wieder alle Figuren irgendwie miteinander bekannt zu sein oder sich zumindest zufällig über den Weg zu laufen. Zudem fehlen diesmal die wirklich interessanten und auch emotional berührenden Fälle. Eine Wasserleiche, die nur Brodie gesehen hat, und ein schusseliger Kriminalautor, der Zeuge eines brutalen Angriffs in einer Tiefgarage wird, sind eben nicht so packend wie verschwundene oder durch Gewalttaten verwaiste Kinder. Letztlich ist "Case Histories" eben doch nur eine Krimiserie, die immer nur so spannend sein kann wie die jeweils zu lösenden Verbrechen. Für Fans des Genres ist die Serie aber sicher einen Blick wert, vor allem wenn sie eine modernere Erzählweise vor schottischer Kulisse einem behäbigen Ermitteln in Münchner Vorortvillen vorziehen.

Dieser Text basiert auf Sichtung der ersten drei Folgen von "Case Histories".

Meine Wertung: 3/5


Marcus Kirzynowski
© Alle Bilder: BBC


 

Über den Autor

  • Marcus Kirzynowski
Marcus Kirzynowski ist Düsseldorfer Journalist und Serienfreund; wuchs mit "Ein Colt für alle Fälle", "Dallas" und "L.A. Law" auf; Traumarbeitgeber: Fisher & Sons, County General Notaufnahme; die Jobs auf dem Battlestar Galactica und im West Wing wären ihm hingegen zu stressig; Wunschwohnort: Cicely, Alaska. Schreibt über amerikanische und europäische TV-Serien sowie andere Kultur- und Medienthemen, u.a. für TV Wunschliste und sein eigenes Online-Magazin Fortsetzung.tv.

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