Deutsche TV-Premiere: 22.08.2009 (arte)
Es ist eine Welt, in der Menschen kaum überleben können. Eine Welt, in der Eisbären bei Durchschnittstemperaturen von minus 20 Grad die wirklichen Herren sind. Eine Welt, beherrscht von riesigen Gletschern und umherziehenden Rentierherden: Deutschland im Norden vor knapp 12 000 Jahren. Das ganze nördliche Europa ist fest im Griff der letzten Eiszeit, massive Eisschollen aus Skandinavien breiten sich bis zur Elbe aus. In dieser kargen und unwirtlichen Welt überleben nur die, denen das Wenige, das der Boden hergibt, ausreicht. Lange Zeit hielt die Wissenschaft die Existenz von Menschen hier für unmöglich. Bis ein Mann kam und alle bisherigen Forschungsergebnisse auf den Kopf stellte: Alfred Rust, arbeitsloser Elektriker aus Hamburg, sollte mit seinen Funden im Ahrensburger Tunneltal 1933 das Wissen revolutionieren. Nach einer entbehrungsreichen Lehrzeit, die den Autodidakten nach Syrien, in die Türkei und bis an den Rand des Todes führte, gelang es ihm, im Landstrich nordöstlich von Hamburg Relikte aus der Eiszeit auszugraben, die eindeutig von Menschen stammen. Es sind die Hinterlassenschaften einer damals noch unbekannten Jägerkultur. Eine Sensation, die kaum einer für möglich gehalten hatte. Doch woher kamen die urzeitlichen Jäger? Eine Frage, die noch heute die moderne Forschung beschäftigt. Dr. Thomas Terberger, Prähistoriker aus Greifswald, hat zahlreiche archäologische Funde aus der letzten Eiszeit analysiert. Er kann heute ein genaues Bild der Nomaden zeichnen. Die Jäger der Eiszeit, die in diese riesigen Tundren vordrangen, kamen aus dem wärmeren Süden. Sie machten Jagd auf Rentiere, die sich von den wenigen Pflanzen ernährten. In kleinen Gruppen zogen die Menschen den Herden hinterher. Einfache Zelte, todbringende Waffen und effektive Werkzeuge gehörten zur einfachen Ausstattung der Eiszeitjäger, die zum Überleben ausreichen musste. Die moderne Eiszeit-Forschung verdanke Rust und seinen Entdeckungen sehr viel, sagt Archäologe Thomas Terberger. Die Funde aus dem Tunneltal bei Hamburg gelten noch immer als die ergiebigsten Relikte der eiszeitlichen Jäger. Die tausende Jahre alten Waffen und die Überreste der erlegten Tiere analysieren die Forscher heute mit modernsten Methoden. Dadurch gelingt es ihnen, die Geheimnisse der Eiszeitjäger nach und nach zu lüften. So entdeckte man unter anderem bei Hamburg die ältesten Pfeile der Menschheitsgeschichte - und das ausgeklügelte Treibjagdsystem der Nomaden. Als sich die Gletscher zum Ende der Eiszeit zurückzogen und die Natur langsam aus ihrer Kältestarre erwachte, zogen die Nomaden sogar noch weiter gen Norden und legten den Grundstein für die heutige Besiedelung Nordeuropas.
(ZDF)
gezeigt bei: Terra X (D, 1982)
Cast & Crew
- Drehbuch: Kay Siering, Saskia Weisheit