Gesichter

Richard verbringt einen Abend in einer Bar, wo er die junge Jeannie kennen lernt, ein Callgirl, ein faszinierendes Geschöpf der Nacht. Nach den letzten, frustrierenden Jahren seiner Ehe fühlt er sich sofort zu der jungen Frau hingezogen. Leider hat er sie nicht für sich allein: Jeannie gibt sich mit dem Langweiler Freddie ab, der zusammen mit Richard in die Bar gekommen war. Doch Richard bleibt auf Jeannies Fersen und folgt ihr gemeinsam mit einigen Freiern in ihr Haus, wo sich der Abend feuchtfröhlich entwickelt und Richard nicht umhin kann, sich mit einigen der anderen Männer anzulegen. Inzwischen besucht Richards Frau Maria zusammen mit ein paar Freunden einen Nachtclub, wo sie sich mit dem alternden Playboy Chet einlässt und ihn schließlich mit zu sich nach Hause nimmt. Nach einer gemeinsamen Nacht versucht Maria, sich das Leben zu nehmen, doch Chet kann sie retten. Er flieht, gerade als Richard von seiner nächtlichen Eskapade zurückkehrt. Beide wissen: An diesem Morgen ist ihre Ehe zerbrochen. - Mit "Gesichter" machte sich John Cassavetes, einer der wichtigsten Regisseure des unabhängigen amerikanischen Films, international einen Namen. Der Film wurde für einen "Oscar" nominiert. Cassavetes' Stil war revolutionär: Er drehte mit Handkamera und körnigem Material und ließ seine Darsteller zu großen Teilen improvisieren. Damit versuchte Cassavetes im Grunde, sich des geplanten und wiederholbaren Charakters des Mediums Film zu entziehen. Mit seinem ungewöhnlich freien Stil gab er außerdem dem fiebernden Freiheitsdrang der sechziger Jahre einen Ausdruck. John Cassavetes' Filme spielen immer im selben sozialen Milieu: im Kleinbürgertum. Nirgendwo ist die Diskrepanz größer zwischen dem Wunsch, dem eigenen Leben Glück und eine Identität zu geben, und der Realität, die den Einzelnen in der Verwechselbarkeit untergehen lässt.