Deutsche TV-Premiere: 09.03.2022 (rbb)
"Pushback" ist das Unwort des Jahres 2021 in Deutschland. Die Gemeinde Michałowo in Polen ist seit rund einem halben Jahr zum Symbol dieser menschenverachtenden Praxis geworden: Bilder von kleinen Kindern, die vom polnischen Grenzschutz über die belarussische Grenze zurückgedrängt wurden, haben die Menschen in Polen erschüttert. Mindestens 14 Menschen sind in der Grenzregion schon ums Leben gekommen und haben die Bewohner dort ins Zentrum einer menschlichen Krise katapultiert. Sie müssen sich entscheiden, auf welcher Seite sie stehen. Ob sie den Flüchtenden helfen und versuchen, menschliches Leid zu mildern. Oder ob sie die harte Linie der Regierung unterstützen und sich hilfsbereiten Nachbarn in den Weg stellen. Maryla Ancipiuk, Stadträtin in Michałowo, richtet ein Heim für Asylbewerber in ihrer Gemeinde ein, in dem es den Menschen besser gehen soll als in den geschlossenen staatlichen Aufnahmelagern. Ihre Enkeltochter hilft ihr dabei. Maciej Szczęsnowicz, Vorsitzender der muslimischen Tataren-Gemeinde in Bohoniki, hilft Geflüchteten mit Sachspenden und Lebensmitteln. Gleichzeitig kocht seine Gemeinde für die Soldaten an der Grenze. Er ist hin und her gerissen zwischen dem Bedürfnis, Geflüchteten zu helfen und der Sorge, dass die Muslime aus dem Nahen Osten dem Ansehen der einheimischen Muslime schaden könnten. Stanisław Nicewicz betreibt einen Ziegenhof am Rand der drei Kilometer breiten Sperrzone entlang der Grenze zu Belarus, die von Ortsfremden nur mit einer Genehmigung der Grenzpolizei betreten werden darf. Er findet das harte Vorgehen gegen Geflüchtete richtig, weil nur so die EU-Außengrenze geschützt werden kann. Rund 15.000 Soldaten und Grenzpolizisten sind an der polnisch-belarussischen Grenze stationiert. Es herrscht großes Misstrauen zwischen den Menschen, weil viele nicht wissen, auf welcher Seite die Nachbarn stehen. Eine Reportage von Team Kowalski.
(tagesschau24)
Cast & Crew
- Drehbuch: Agnieszka Hreczuk