Deutsche TV-Premiere: 13.01.2008 (3sat)
"LebensLang" ist ein Film über Gewaltverbrechen, die durch neue Methoden der DNA-Analyse erst Jahre später aufgeklärt werden konnten. Lange und sehr persönliche Gespräche geben Auskunft über das Leben, das die Täter und ihre Familien in der Zeit zwischen Tat und Verhaftung geführt haben. So entsteht ein tiefgründiges und facettenreiches Psychogramm seelischer Abgründe und Verletzungen. Ein Mord verjährt nie. Die Asservate werden bis zur rechtskräftigen Verurteilung aufgehoben. Nicht selten arbeiten Ermittler ihr ganzes Berufsleben hartnäckig an der Aufklärung eines Falles. Dabei hat sich die neue Technik der DNA-Analytik mit ihren differenzierten Möglichkeiten als überaus hilfreich erwiesen. Hunderte von Mördern, die glaubten, davon gekommen zu sein, werden von ihren Taten eingeholt. "Lebenslänglich" lautet in der Regel das Urteil am Ende eines Mordprozesses. Dieser Film konzentriert sich auf die Täterseite. Zweieinhalb Jahre hat Wolfram Seeger Tötungsdelikte recherchiert, die 10, 15 oder 20 Jahre nach der Tat durch die Auswertung von DNA-Proben doch noch aufgeklärt werden konnten. Er interessiert sich weniger für die kriminalistischen Aspekte der Verbrechen. Vielmehr geben die Verurteilten, Ex-Frauen, Staatsanwälte und Kripobeamten in langen und sehr persönlichen Gesprächen Auskunft über das Leben, das die Täter in der Zeit zwischen Tat und Verhaftung geführt haben. Wurden sie von wiederkehrenden Alpträumen geplagt? Hatten sie Angst, doch noch gefasst zu werden? Oder hatten sie das lange zurückliegende Geschehen erfolgreich verdrängt und sich in einem Konstrukt aus Selbstrechtfertigung und Schuldabwehr eingerichtet? Wie sind die Familien mit der Verhaftung fertig geworden und damit, dass sie später in der Verhandlung und aus dem Lokalblatt erfahren mussten, dass der geliebte und liebende Vater ein Sexmörder ist, ein "Monster", eine "Bestie"? Wolfram Seeger hört zu, er beobachtet und versucht seine Protagonisten zu verstehen. Sein Film richtet nicht über Schuld oder Unschuld. Vielmehr zeigt er das Ungeheuerliche in seiner ganzen Ambivalenz.
(Phoenix)
Cast & Crew
- Regie: Wolfram Seeger