Weiterer Titel: Majestät brauchen Sonne
Originalpremiere: 1999
09.11.2000
"Majestät brauchen Sonne" war ein geflügeltes Wort am Hofe Wilhelm II., des letzten deutschen Kaisers. Wenn seine Majestät auf Reisen ging, Denkmäler einweihte oder Paraden abnahm, hatte Kaiserwetter zu herrschen. Aus gutem Grund. Nur bei Sonne ließ sich der wilhelminische Glanz und Prunk von Fotografen und Kameramännern ins rechte Licht setzen. Und da der Kaiser die Selbstdarstellung über alles liebte, sind seine Person und seine öffentlichen Auftritte auf Gemälden, Fotos und in bewegten Bildern des frühen Stummfilms vielfach festgehalten. So entstanden im Laufe der Jahre Zeitdokumente von hohem historischen Rang und zugleich - zumindest im Auge des heutigen Betrachters - von erheblichem Unterhaltungswert; denn nicht nur die kaiserlichen Repräsentationspflichten wie Paraden, Manöver, Schiffstaufen, Denkmalenthüllungen und Staatsempfänge, sondern auch seine privaten Liebhabereien wie Jagden, Segelregatten, Feste auf seiner "Hohenzollern"-Yacht oder auch archäologische Ausgrabungen auf Korfu wurden filmisch "verewigt". Nicht nur im Inland, auch im Ausland war der reisefreudige Kaiser regelmäßig unterwegs. Neben pompösen Staatsbesuchen kreuzte er mit seiner Großyacht "Hohenzollern" wochen- und monatelang in den nordischen Fjorden unter der Mitternachtssonne oder in den warmen Gefilden des Mittelmeeres. Majestät brauchten eben Sonne, und es versteht sich, dass auch die kaiserlichen Ausflüge außer Landes auf Film gebannt wurden. Selbst noch nach seiner erzwungenen Abdankung infolge des verlorenen Krieges ließ er sich bei seiner Lieblingsbeschäftigung ausgiebig filmen - dem Zersägen und Kleinmachen von Bäumen, die er einen nach dem anderen im Park des von ihm erworbenen und mit Requisiten seiner Glanzzeit angefüllten "Huis Doorn" in den Jahren seines holländischen Exils fällen ließ.
(ZDF)
Cast & Crew
- Schnitt: Thomas Krattenmacher, Carolin Rethfeld