Originalpremiere: 1992
08.10.1992
Ein Provinztheater in der DDR. Die Zuschauer sind rar, an Talente glaubt hier niemand. Der Running Gag lautet: "Wir sehen uns dann in Hollywood!" Kai, der neue Regisseur, ist über die Zustände in der Kleinstadt und am Theater zunächst erschrocken. Seine Wohnung wurde zuvor von Katzen bewohnt und ist verwahrlost, in der Dorfkneipe begeht er den Fehler, einen Tee zu bestellen, und wird daraufhin verprügelt. Doch Kai ist nicht der einzige hier Gestrandete. Claudia hat sich an sämtlichen Theatern beworben und wurde nur hier genommen. Kai macht sich an eine Inszenierung von "Warten auf Godot" und versucht, das Theater umzukrempeln. Verbissen tut er alles dafür, das Theater zu modernisieren, es vom Kleinstadt-Mief zu befreien. Doch er hat nicht mit den Schauspielern und anderen Theatermachern gerechnet, für die dieses Theater den Lebensmittelpunkt darstellt und die auf Kais bestimmende Art eher trotzig reagieren. Auch als Claudia und Kai sich näherkommen, hat er für sie nicht viel übrig. Zu sehr ist er mit seinem Stück und vor allem mit sich selbst beschäftigt. Während im Theater also alle auf Godot warten, wartet der Rest der Bevölkerung darauf, dass etwas passiert. "Das Land ist still!", klagt einer der Schauspieler an. Der Direktor solle endlich einmal von etwas Relevantem sprechen, über Ungarn, über die Prager Botschaft! Die Theatertruppe macht sich daran, eine Petition an Honecker zu verfassen, in der sie Demokratie fordern. Sie organisieren eine Montagsdemonstration, besorgen sich eine Antenne, um westdeutsches Fernsehen zu empfangen, und versuchen nach Berlin zu gelangen, als die Mauer fällt. Nur Claudia gelingt es, per Anhalter in die Hauptstadt zu kommen …...
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Andreas Dresens Debütfilm "Stilles Land" erhielt unter anderem den Crystal Globe beim Karlovy Vary Filmfestival. Zuvor machte sich der Regisseur mit seinem Abschlussfilm "So schnell es geht nach Istanbul", der 1991 auf der Berlinale lief und 1992 den Prix Europa erhielt, einen Namen. Seitdem liefen drei Filme Dresens auf der Berlinale im Wettbewerb: "Nachtgestalten" (1999), "Halbe Treppe" (2002) und "Als wir träumten" (2015). 2013 war Dresen Jurymitglied bei der Berlinale.
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